
Ich habe diesen Blogeintrag dreimal angefangen zu schreiben und nichts davon gefiel mir. Ich verhakte mich in Formulierungen und strandete in gedanklichen Sackgassen.
Wann immer ich mich beim Schreiben verlaufe, gehe ich zum Ausgangspunkt zurück. Zum blinkenden Cursor auf einer leeren Seite. Und dann schreibe ich frei von der Leber weg. (Ich musste kurz googeln, woher diese Redewendung eigentlich stammt. Wie seltsam, dass man die Leber mit ins Spiel bringt. Das Herz wäre doch treffender. Diese Redewendung rührt von der alten Vorstellung her, dass die Leber Sitz der Gefühle und der Empfindungen sei.)
Also setze ich jetzt zum vierten Mal an. Dieses Mal frei von der Leber weg.
Hier passiert nicht viel. Diese Woche habe ich hauptsächlich im Bett verbracht. Nicht weil ich so ein unfassbar fauler Mensch bin. Sondern ich war ein recht kranker Mensch. Seit meiner Corona-Infektion im letzten Jahr bekomme ich keine normalen Erkältungen mehr, sondern nur fiebernde, donnernde, brustbeklemmende Bronchitis, die mich von innen nach außen stülpt. Das Husten lässt die Wände wackeln und meine Familie Ohrstöpsel tragen.
Aber vielleicht manifestiert sich in meinem Körper nur mein Seelenzustand. Die Trauer, die Angst, die Sorge, die es sich wie ein dicker, lauffauler Tapir auf meinem Oberkörper bequem gemacht haben und in absehbarer Zeit das Feld nicht räumen wollen.
Nun gut, dann lebe ich eben mit Bronichtissen….Bronchitisissen…..kurz googeln…
Ach Moment, der Plural von Bronchitis ist Bronchitiden!
*Nerd-Modus aus*
Na, dann muss ich mich wohl an die Ko-Existenz des dickenTapir gewöhnen, den ich übrigens für ein ganz entzückendes Tier halte. Er gehört zu meinem jetzigen Leben und irgendwann wird er wieder das Weite suchen.
Wenn ich diesem Jahr einen Titel geben sollte – oder ein Wort – dann wäre das „Akzeptanz“ (dicht gefolgt von Desasterzone).
Es gibt ja nun mal Dinge, die man nicht ändern kann. Es ist unmöglich das Sterben eines geliebten Menschen aufhalten zu wollen. Das ist als wolle man einen Taifun mit einem Regenschirm aufhalten. Auch für schwere Lebensphasen und Bronchitiden gibt es leider (noch) keine bequemen Abkürzungen.
Nun hört sich das an, als würde ich zen-gleich durch diese dunklen Tage treiben, im Frieden mit mir, mit dem Schweren, mit der Weltlage. Ach, genau das Gegenteil ist der Fall. Ich habe das Gefühl, ich stehe in einer inneren Trümmerlandschaft. Aber nun lerne ich, dass nach einer Zertrümmerung auch immer ein Neuanfang kommt. Und damit man bis zu diesem Punkt nicht den Verstand oder seine Lungengesundheit einbüßt, kann man sich in Akzeptanz üben.
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