Nachmittags verstecke ich mich im Haus.
Die Sonne, die ich im Frühjahr herbeigesehnt habe, möchte ich jetzt dorthin schicken, wo der Pfeffer wächst. Ich lasse die Rollos herunter, damit die Zimmer kühl bleiben. Dieser Tage sprechen die Menschen hier im Ort über Regen als sei er ein spektakuläres Wetterphänomen. Man hört ein kollektives Aufatmen, wenn Regentropfen fallen. Es sind nicht viele.
Deshalb bin ich verwundert, dass Dinge trotzdem wachsen. Und das in Fülle! Vor ein paar Tagen schnappte ich mir zwei Eimer und fuhr zur Heidelbeerplantage ums Eck. Das klingt, als sei ein Feld voller köstlicher, blauer Beeren in der Nachbarschaft völlig selbstverständlich. Ich lebe hier seit 15 Jahren, aber habe jetzt erst davon erfahren. Es ist wohl eines der gut gehüteten Geheimnisse dieser Gegend. Aber die Mundpropaganda machte es möglich. Als ich gestern von meiner Morgenschwimm-Runde nach Hause kam, zog ich mich schnell um, schnappte mir die Eimer und suchte das ominöse Heidelbeerfeld. Mitten im Wald liegt es. Ich bin schon oft daran vorbeigefahren. Kein Schild. Kein Hinweis. Als ich in den kleinen Weg einbog, öffnete sich vor mir eine gewaltige Lichtung. Ich war nicht die Einzige, die dem Geheimnis auf die Spur gekommen war. Dutzende Autos reihten sich aneinander, genauso wie die gewaltigen Heidelbeersträucher, die sich unter der Last ihrer Früchte bogen.
Köpfe wippten zwischen dem Grün. Manche von ihnen mit Strohhüten und Kopftüchern bedeckt. „Plong-plong-plong“. Heidelbeeren wanderten in Eimer und Münder. Meine Augen quollen über wie die Eimer der Pflücker. Kiloweise schleppten sie ihre vollen Behälter zu ihren Fahrzeugen. Die nächste Stunde verfiel ich in eine Pflück-Trance. Busch um Busch. Beere um Beere. Plong-plong-plong. Kurze Rast. Eine Handvoll Beeren in den Mund. Mich strecken, den sonnigen Wald betrachten. Und weiter. Am Ende ließ ich meine überquellenden Eimer wiegen und fuhr mit blauer Glückseligkeit im Bauch zurück nach Hause. Trotz Trockenheit wandern Kilo um Kilo von dieser Waldlichtung in die Küchen und Münder und Marmeladengläser und Gefriertruhen der Umgebung. Das ist für mich ein unerklärliches Wunder. Fast ein wenig wie die Brotvermehrung Jesu.


Abends stehe ich im Garten und trauere um meinen eigenen Heidelbeerstrauch, den die Sonne von oben bis unten versengt hat. Daneben kämpfen die Kartoffeln ums Überleben und ich bin schon gespannt, ob sie die letztjährige magere Ernte unterbieten werden.
Aber auch hier Wunder: Der Blumenkohl bildet einen gewaltigen weißen Kopf. Die Rote Beete steht dick und träge da mit ihren saftigen Blättern. Die Tomaten biegen sich unter ihren Früchten und die Kürbisse bekommen einen dicken Bauch. Auch die Melone sieht verheißungsvoll aus. Ich ziehe dicke Zwiebeln aus dem verkrusteten, staubigen Erdreich. Den Salat will ich gar nicht erwähnen, denn er hat sich vorgenommen, alle bisherigen Rekorde zu übertrumpfen. Das lässt mich das verdorrte Erdbeer- und Spinatbeet besser verschmerzen.

Ohja, langsamer Leben! Genau mein Thema gerade, kurz vor den Sommerferien. Ein Termin jagt den nächsten, hier eine Unterschrift, da was fürs Buffet backen, dort eine weitere Liste! Bitte denken Sie daran, bitte besorgen Sie, bitte macht mit, ist ja nur einmal im Jahr. 😮💨
Mein Kopf ich randvoll, so voll, dass manche Termine hinten wieder rausfallen und ich etwas beschämt, die Lehrerin fragen muss, was denn morgen Abend eigentlich ist, von dem sie die ganze Zeit redet (na der Elternabend für die angehenden Erstklässler, den Zettel müssten Sie doch bekommen haben.🙈).
Ich hab mir mühsam eine Haushaltsroutine angeeignet und merke, wie mir die Luft ausgeht, sie wirklich einzuhalten. Aber es tut so gut, Sonntag einfach mal nichts tun zu müssen. Außer es sind Fußballspiele, die natürlich meistens Sonntag stattfinden, mit Kaffee und Kuchenverkauf, der bitte auch organisiert werden muss, geht ja alles zum Wohle der Kinder.
Ja, ich bin mitten drin in der Rushhour des Lebens und ich versuche mir kleine Inseln der Ruhe zu schaffen.
Danke für die Erinnerung, vorallem mal das Handy beiseite zu legen. Dumpfes Daddeln bringt einem wirklich nicht weiter.
Zum Glück hab ich mein Hundemädchen, die muss jeden Tag raus und somit bin ich direkt mit im Wald und kann meine Gedanken baumeln lassen.
Und zum See im Nachbarort mit meinen SUP muss ich auch unbedingt mal wieder.
Achja und deine Blogartikel lese ich in Ruhe im Sitzen und lasse sie auf mich wirken. Und nehme mit, was passt. Und das ist meistens immer recht viel. ❤️