Vor fünf Jahren habe ich begonnen, einen Garten anzulegen. Ich kann mich noch genau an den heißen Sommertag erinnern, als wir unser Haus zum ersten Mal besichtigten. Der Vorgarten war von einer ausgefransten Ligusterhecke umrahmt. Eine in die Höhe geschossene Tanne verdeckte die halbe Hausfront. In den Zimmern herrschte ewige Düsternis.

Der Garten war ein halbes Jahrzehnt sich selbst überlassen gewesen. Eine Steppe aus Baumschößlingen, Gräsern, Dornen. An manchen Stellen war im Sommer kein Durchkommen, Brombeerranken versperrten den Weg. Wildrosen hatten sich breitgemacht. Hohe Disteln wogen sich im heißen Wind. Efeu kroch am verlassenen Mauerwerk hoch und erstickte kleine, knorrige Apfelbäume.



Ich jammerte über diesen Garten. Seine unmögliche Nord-West-Lage. Den Brombeerdschungel. Den Lehmboden. Die Unebenheiten. Den Wald, der von drei Seiten hereindrängte.
Wir zogen an einem warmen Apriltag ein. Die Tanne hatte ich fällen lassen. Auf der Wiese blühten Wiesenschaumkraut und Buschwindröschen. Ich war ein bisschen verzückt. Und träumte von einem ordentlichen, aufgeräumten Garten, mit geharkten Kieswegen, sauberen Beeten, unkrautfreiem Rasen, Trittplatten und einem fruchtbaren Boden.
Im ersten Jahr beobachtete ich. Und mähte ab und zu die wilde Wiese. Nahm es mit den Brombeerranken auf. Grub sie Rute für Rute aus. Sie wehrten sich. Bissen mich. Ich säuberte ein Eck und legte ein Beet mit Schnittlauch, Borretsch, Thymian, Oregano und Rosmarin an. Meine Mutter riet mir: Ein Garten braucht Zeit. Damit wollte sie ausdrücken, dass wir die Natur nicht zur Eile und schneller Veränderung antreiben können. Es sei denn, wir vergewaltigen sie.

Nicht ich veränderte meinen Garten, sondern er mich.
Er zwang mich zur Langsamkeit. Zur Geduld. Zum lösungsorientierten Nachdenken im Einklang mit dem, was bereits da ist. Jede Woche investierte ich ein wenig Energie. Mein Jammern wurde leiser. Meine Hauruck-Pl…