Schönheit gegen die Burnout-Kultur

Heute blogge ich ausnahmsweise mal am Montag. 

Haltet die Uhren an! Mein Rhythmus ist im Aufruhr!

Wenn ich ehrlich bin, ist das eine schöne Art und Weise, die Woche zu beginnen. Ich lasse meinen Blick über die letzten Tage und Wochen schweifen, suche nach einem Anfang. Und diese Woche könnte nicht schöner beginnen als mit dem Erscheinen meines neuen Buches. 

Ab übermorgen ist What would Grandma do? im Buchhandel und auf allen Bestellplattformen erhältlich.

Oder am besten hier bei mir im Shop, den ich letzte Woche neu eingerichtet habe (und der mir viele graue Haare bescherte).

Warst du am Wochenende auch draußen? Ich schob gestern unseren senfgelben Sessel auf die Terrasse, ließ mich hineinsinken und hielt mein blasses Gesicht in die Sonne. Vor dem azurblauen Himmel zeichneten sich die kahlen Äste der Robinien, Haselsträucher und Ahornbäume ab. Krähen zogen über den Himmel. Kleine Meisen hüpften von Ast zu Ast. Twit-Twit riefen sie. Es roch nach nasser, fruchtbarer Erde. Der erste Hauch Frühling. 

Ich dachte eine Weile über Schönheit nach und über die Geschichte, die unsere Pfarrerin an diesem Sonntagvormittag im Gottesdienst erzählt hatte. Vielleicht kennst du sie. (Also die Geschichte, nicht die Pfarrerin).

Der weltberühmte Violonist Joshua Bell spielte im Rahmen eines Experiments der Washington Post für 45 Minuten im U-Bahn-Eingang mitten in Washington auf seiner millionenschweren Stradivari. 1070 Menschen hasteten vorüber. 7 blieben stehen. Insgesamt hat er 32,17 US Dollar von 27 Menschen verdient. 

Seitdem denke ich darüber nach, ob ich selbst stehen geblieben wäre. „Natürlich!“ ruft mein innerer Moralist (der, der immer alles richtig machen will) empört. Aber der restliche, fehlerhafte Mensch, der ich auch bin, wäre sicherlich ebenso vorüber gehastet. Die Washington Post ging der Frage nach, ob Schönheit wahrgenommen wird, wenn sie sich zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt, an einem ungewöhnlichen Ort präsentiert. Und ob sie die Kraft hat, Menschen aus ihrer Situation für einen Moment herauszureißen. 

Anscheinend fällt es dem Menschen schwer, das Schöne im Alltäglichen wahrzunehmen. 

Mir auch. Da muss ich mein Tagwerk und meine Hast schon manchmal mutwillig durch…

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