Herzzerbrechender November

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Es ist ja wirklich lahm, einen Blogbeitrag mit dem Wetter zu beginnen. Aber ich bin nun mal extrem wetterfixiert. Ich öffne täglich mehrmals meine Wetter-App, in der Hoffnung, sie zeigt mir an, dass das Ding mit dem Klimawandel einfach nur ein schrecklicher Irrtum ist.

Nun ist November. Ich habe erst letzte Woche die Shorts der Kinder in den Keller geräumt. Und es hängen noch fast alle Blätter an den Bäumen. Mein äußerer und innerer Rhythmus ist ein wenig durcheinander geraten. Lieber November, hast du dich in der Jahreszeit geirrt? Bist du nun der neue Oktober? Wahrscheinlich. So wie der April der neue Mai. Und der Juli mit den Tropen flirtet.

Ach, lassen wir das mit der Dystopie. Nicht, dass ich die Augen vor der Realität verschließe, die mich westliche, gut abgesicherte Frau lange nicht so hart trifft wie einen somalischen Kleinbauern. Letztens überlegten mein Mann und ich auf einer langen Autofahrt, welche Superpower wir gerne besäßen. Zuerst lachte ich und meinte, ich würde gerne fliegen können oder 20000 Kalorien am Tag essen ohne zuzunehmen. Dann dachte ich noch eine Weile nach und kam zu dem Schluss, dass ich mit meiner (fiktiven) Superpower Regenwolken immer an den richtigen Ort schieben können möchte. Ha, dafür müsste ich auch fliegen können – also zwei Fliegen mit einer Klappe!

Bis es soweit ist, müssen wir uns wohl in diesen neuen Zeiten so gut es geht einrichten. Und nicht mehr soviel auf die Wetter-App schauen. Oder auf andere Apps. Sondern lieber aus dem Fenster. Daran muss ich mich erinnern.

Denn die Welt ist immer noch schön. Herzzerbrechend schön. Besonders jetzt im November. Kein anderer Monat im Jahr eignet sich so wunderbar, sich auf die Suche nach Schönheit zu machen. Denn suchen musst du nach ihr. Die Schönheit kommt mit Ecken und Kanten. Im November ist sie nämlich etwas scheu und versteckt sich gerne hinter Nebelwänden und im Nieselregen.

Das erinnert mich an eine Zeit, als es mir einmal ganz fürchterlich schlecht ging.

Ich lebte zu jener Zeit in einer aufregenden Stadt am anderen Ende der Welt. Von außen betrachtet lebte ich den Traum. Tagsüber besuchte ich Foto-Workshops und Galerien und Parks, abends kellnerte ich. Nachts feierte ich. Und doch war ich in einem Loch aus Einsamkeit und Orientierungslosigkeit verloren gegangen. Mein Zyklus streikte. Der merkte nämlich auch, das etwas in meiner Seele schrecklich schief hing.

Es war um den November herum. In jener Stadt war der Frühling angebrochen. Menschen strömten auf die Straßen, feierten das zurückkehrende Licht. Ich ging auf den Friedhof.

Aus für mich damals unerklärlichen Gründen zog es mich auf dieses riesige Areal mitten in der Stadt. In der Nähe der Verstorbenen fühlte ich mich seltsam getröstet. Für mich macht es bis heute keinen wirklichen Sinn. Ich spürte die Traurigkeit und war erleichtert, meine eigene hinzufügen zu können. Um mich herum erhoben sich uralte Bäume, knorrig und gebeugt wie die Alten, die vor den Gräbern knieten und d…

Ein Kommentar zu „Herzzerbrechender November

  1. Früher war der November für mich auch ein schwieriger Monat. Bis ich dann vor fast 12 Jahren einen wunderbaren Sohn geschenkt bekommen habe und mein Herz die pure Schönheit mitten im grauen November gesehen hat.

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