Uuuuuund Corona geht weiter…..

Die Nachricht kam Sonntag im Wald. Ich graste das Unterholz nach Steinpilzen ab. An meiner Pilzstelle wuchs dieses Jahr leider nichts außer undefinierbarer orangefarbener Pilze, die ich nicht kannte. Zu trocken war es gewesen. Der Regen, der fiel, erreichte kaum den Waldboden. Aber zurück zur Handynachricht. Da stand ich also wie ein Männlein im Walde, ganz still und stumm. Amelies Schule sollte einige Tage geschlossen werden. Corona. Bäm. Na gut. Wir haben Routine. Das bekommen wir hin.

Zwei Tage später. Ich knie im Dreck und versenke Narzissenzwiebeln im lehmigen Gartenboden. Das Handy mal wieder. Bing. Weitere Nachricht von der Schule. Ach ja, das Gesundheitsamt hat ein bisschen verzögert reagiert. Amelies Klasse muss tutto completti in Quarantäne. Bäm. Na gut. Wir kriegen das hin. Nach gefühlt fünf Jahren Coronazustand haben wir Routine. Pläne werden gekappt, Bücher daheim aufgestockt, ein Kuchen gebacken.

Meine Kinder haben bisher alle Coronamaßnahmen willig und tapfer und ohne ein negatives Wort geschluckt. Regelrecht hineingewachsen sind sie in eine neue Normalität und waschen sich ohne Aufforderung ordentlich die Hände und haben ihre Maske immer parat. Aber nun zerbröselt es meine Große. Die Pandemie ist eine schwere Decke, die sich im Sommer kurz ausgelüftet hat und die sich nun wieder auf uns legt. Alles, was wir tun können, ist abwarten, Abstand halten und schon mal alle Pläne für Herbst und Winter auf Eis legen. Unseren Seelen eine Hornhaut verpassen. Unsere Herzen in Dickfelligkeit packen.

Ich suche Therapie im Garten als gäbe es ein Morgen. Blumenzwiebeln verteile ich in unserer Wiese, die auch dieses Jahr nicht zu einem Rasen wurde. Stauden pflanze ich, unansehnlich sind die meisten zu dieser Jahreszeit. Ich gestalte und erträume mir einen Garten und erst nächstes Jahr im Sommer wird diese Arbeit Früchte und Blüten tragen. Ich pflanze ein ganzes Beet voller Feldsalat, den essen hier alle gerne und reichlich. Tief in den kalten Boden stecke ich soviele Knoblauchzehen wie noch nie. Sie treiben bereits aus. Ich kippe unseren Küchenabfall auf unseren Komposthaufen Nr. 1 und werde Haufen Nr. 2, der sich in dunkle Erde verwandelt hat, heute durchsieben. Sie wird die kahler werdenden Beete zudecken.

Es gibt ein Morgen. Tief in unsere Herzen hat Gott eine taktgebende Hoffnung hineinprogrammiert. Jeden Morgen erhebt sich die Sonne, erhebt sich unser Körper und unsere Seele. Im Herbst und Winter sind sie schwerfällig und müde. Kaum schafft es die Sonne sich gegen den Oktobernebel zur Wehr zu setzen. Die Narzissenzwiebeln werden schlafen. Meine Kinder lernen am Küchentisch. Ich schreibe. Und putze. Und backe Brot um Brot, das schneller aufgegessen ist als ich neuen Sauerteig ansetzen kann. Es gibt ein Morgen, sonst würden wir das Heute nicht leben. Und alles, was wir heute tun, kann eines Tages aufblühen. Nicht die großen Heldentaten, sondern unsere hartnäckige Treue. Vielleicht nächstes Jahr im Frühling. Oder erst in der nächsten Generation, die sich in der Zukunft Geschichten erzählen wird von uns Alten, die es schafften, hoffnungsvoll, pragmatisch und handelnd durch die Corona-Pandemie und die Klima-Krise zu steuern. Hoffen wir, dass sie sich genau diese Geschichte erzählen werden! Und dass sie die Stauden und Zwiebeln weiterpflegen, die wir einst in dunklen Zeiten pflanzten.

PS: Morgen Abend bin ich in der FEG Karlsruhe zum Thema:

Slow Down – Wege der Entschleunigung.

Ich freue mich so sehr, wenn du mit dabei bis! Das Ganze kannst du dir live und online ansehen. Mehr Infos hier:

9 Kommentare zu „Uuuuuund Corona geht weiter…..

  1. Vielen Dank für diesen Post! Er ermutigt zur Vision und zur liebevollen Hartnäckigkeit in unserer Gelassenheit und Sorge für das Morgen.

  2. ich würde auch zerbröseln. Das heißt, vielleicht tu ich es schon, aber meine Decke heißt Depression, deswegen fühlt sich ohnehin alles anders an.

    übrigens fehlt da ein k im Satz. Ist mir aufgefallen.
    “Ich suche Therapie im Garten als gäbe es _ein Morgen.”

  3. Liebe Veronika

    Ich kann euch so gut nachfühlen – zwar sind wir als Homeschooler nicht von irgendwelchen Schulschliessungen betroffen, aber grad gestern hab ich gesagt: Wenn noch ein toller Anlass wegen diesem Sch…. abgesagt wird, raste ich aus. Und eigentlich bin ich kein schwaches Seelchen, das Mühe hat. Aber jetzt hauts mich dann langsam um… Und dann kommt noch die schwere Pendenzendecke, die sich tagtäglich über mich legt und mich fast bewegungsunfähig macht. So würde mich die morgige Online-Veranstaltung extrem ansprechen, doch “leider” hab ich dann grad Chorprobe – ein letztes Stückchen Normalität, das momentan noch Bestand hat. Ist es möglich, das Seminar auch nachträglich noch zu schauen? Ich glaub, das würde mir echt gut tun und meine Decke etwas anheben…

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