Arbeit satt

Abends sinke ich todmüde auf die Couch, jede Faser meines Körpers jammert ein bisschen. Es ist eine zufriedene Müdigkeit, die mich früh ins Bett treibt. Dann schlafe ich wie ein Stein bei offenem Fenster, grabe ein paar Träume aus den Tiefen meines Unterbewusstseins und werde beim Morgengrauen von unserer Haus- und Hofamsel geweckt.

Manchmal sehne ich mich nach Urlaub, nach einer Mutter-Kind-Kur, nach dem Ruhestand. Aber andererseits mag ich meine Arbeit. Sie fordert mich zurzeit an allen Ecken und Enden: Ich liebe es, Menschen zu fotografieren. Über das Leben zu schreiben. Ich liebe das Kochen und Wäschewaschen und meine Hände in der frühlingskühlen Erde zu versenken. Ich liebe das Werkeln am Haus und im Garten. Ich liebe es, früh am Morgen Pläne zu schmieden. Ich liebe es, mit meinem Mann an Projekten zu arbeiten. Ich liebe es, neue Menschen hier am Ort kennenzulernen. Alles das füllt momentan meinen Kalender, mein Herz, meine Gedanken. Und ja, manchmal wird mir angesichts der Fülle an Aufgaben schwindlig und auch ein bisschen übel.

Unser Umzug ist fast ein Jahr her. Manches ging schnell. Manches ist unerledigt. Manches wächst nur langsam. Manches ist anders als erwartet.

Erwartet hatte ich, dass wir zügig fertig sind. Ein paar mal die Ärmel hochkrempeln und zack: Gemüsegarten, Hausanstrich, Blumenrabatten, Dachboden erledigt. Aber unser Haus, unser Garten bremsen uns, verlangen von uns: Macht langsam. Macht einen Schritt. Und dann schaut euch an, was ihr heute geleistet habt. Feiert ein bisschen. Schlaft. Spielt mit den Kindern. Und dann arbeitet weiter.

Könnte es sein, dass die Arbeit lohnender ist als das angestrebte Ziel? Sie ist der Weg, unserem Zuhause ein Gesicht zu geben. Sie drückt aus, wie wir leben wollen. Sie schenkt Zufriedenheit und Selbstvertrauen.

Die Arbeit ist seit unserem Umzug nie erledigt, selbst wenn wir abends den Hammer, den Pinsel, die Wäscheklammern und den Stift fallen lassen. Aber dafür gibts dann mal ein neues Gemüsebeet. Eine neue Wäscheleine. Eine Mini-Bücherei (auch so ein überflüssiges Projekt, das mir so viel Freude gemacht hat). Ein neues Buch. Eine gestrichene Wand.

Leute, mir fallen hier gleich die Augen zu und ich hoffe, ich hab in meinem Halbschlaf nicht völligen Murks geschrieben. Meine Tochter steht just in diesem Moment neben mir und möchte ein zweites Mal ins Bett gebracht werden. Ich glaub, ich leg mich direkt dazu…..Dann mal Gute Nacht, ihr Lieben!

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2 Kommentare zu „Arbeit satt

  1. Liebe Veronika,

    Das sind wunderbare Zeilen voller Leben. Ich erkenne mich in so vielem wieder. Und ja, es ist schön die Amsel wieder frühlingsfrisch pfeifen zu hören.

    Herzlich, Judith

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