Gestern morgen sind Johnny Cash und ich und ein riesiger Anhänger in die fränkische Heimat gefahren, denn dort wartete eine Ladung antiker Möbel auf mich. Wir drei tuckerten so langsam über die Autobahn, dass uns selbst polnische Lkws überholten. Nun denn, ich hatte endlich mal Zeit, meine Gedanken frei schweifen zu lassen und alte Johnny-Cash-Lieder rauf und runter zu hören. Ich hatte mir vorgenommen, über einer neuen Buch-Idee zu brüten, aber mein Gehirn schaltete auf Auto-Pilot. Es wollte keinen klaren Gedanken fassen, nur den Vögeln am Himmel folgen und sich am Grün der Bäume freuen. Vielleicht bin ich einfach noch nicht so weit, es sei denn der deutsche Buchmarkt ist reif für ein Werk über Türenstreichen, IKEA-Küchen und aramäische Umzugshelfer.
Als ich abends an unserem neuen Wohnort in unseren Hof bog, fühlte es sich schon sehr an wie “nach-Hause-kommen”. Ein Licht brannte im Fenster, die Kinder lagen in ihre Betten gekuschelt, in der Küche stand ein frisch gebackener Kuchen neben vielen dreckigen Schüsseln und Geschirrtüchern, mein Mann bastelte an unserem Fernseh-Lift, Mathehefte lagen verstreut auf dem Tisch und viele, sehr viele Kisten standen im Weg herum.
Noch nicht mal eine Woche wohnen wir hier. Wir fühlen uns in das Haus hinein wie in einen neuen Schuh. Eine Weile braucht es noch, bis wir uns “eingelaufen” haben, aber der Schuh gefällt uns ganz enorm. Vieles braucht noch Zeit, als Zwei-Mann-Team sind Armin und ich zwar effektiv, aber trotzdem langsam. Es fehlen an vielen Stellen Lampen, Regale, Bilder und unsere Arbeitszimmer sind albtraumhafte Abstellkammern.
Zwischen unseren blühenden Apfelbäumen habe ich eine Wäscheleine gespannt. Beim ersten Wäscheaufhängen beobachteten mich ein dicker Igel und neugierige Rotkehlchen. Unser wilder Garten ist ein einziges Biotop und unser Fenster im Wohnzimmer ist Beobachtungsstation.
Amelie geht in eine neue Schule und wir müssen einiges aufholen, da ihre Klasse sehr viel weiter ist als die alte. Erste Freundschaften werden geknüpft. Und wir suchen unsere Katze Muffin, die seit Anfang der Woche verschwunden ist.
Überschäumende Freude steht neben viel harter Arbeit. Trauer gesellt sich zur Natur. Überforderung reiht sich neben Glücksmomenten ein. Dankbarkeit steht über allem.
Wieder einmal erfahre ich, dass so ziemlich nichts im Leben linear verläuft. Wie eine wilde Horde ungezogener Kinder purzelt mein Leben durch Raum und Zeit.
“I keep a close watch on this heart of mine” röhrt Johnny Cash mit seinem tiefen Bass. Ja, Johnny, genau. Das purzelige Lebens-Chaos hat in letzter Zeit die Stimme meines Herzens übertönt. Ich muss üben, sie wieder zu hören.
PS: Mein Herz hat sich sehr über eure vielen guten Wünsche zum Einzug gefreut. Danke!
Es ist sooo schön geworden, wow…….
Ich wünsch euch weiterhin eine gutes Einleben in Haus und Nachbarschaft, fröhliches Kisten auspacken und Sich freuen über alles, was seinen Platz gefunden hat und danke für diesen Satz:
“Wie eine wilde Horde ungezogener Kinder purzelt mein Leben durch Raum und Zeit.”
Liebe Grüße,
Kathrin
Hallo. Eure Katze ist weg? Ich habe gehört, dass Katzen, vor allem ältere nach einem Umzug zu dem vorigen Haus oder Wohnung zurückkehren können. Nur so als Gedanke…
Es sieht ja schon ganz heimlich aus in Eurem neuen Haus. Herzlichen Glückwunsch. Schöne Bilder.