Hat mein Blog bereits Spinnweben angesetzt? Zeit, den Staubwedel in die Hand zu nehmen, um hier mal wieder für frischen Wind zu sorgen. Heute ist eigentlich nicht mein Blog-Tag, aber Armin ist mit den Mädels zur Kirmes und ich liege bleischwer – figurativ und wörtlich – auf der Couch. In einem großen Gewaltakt haben meine große Schwester, meine Eltern, mein Mann und ich das neue Haus geputzt (Baustaub ist ne Bitch) und aufgeräumt. Diese Aktion….und die letzten drei Monate stecken mir in den Knochen.
Also ist heute – fünf Tage vor dem Umzug – Couchtag!
Ich liege hier rum wie schlappes Gemüse und lese (heute ist Weltbuchtag!) oder schlummere. Vorhin habe ich die neue Ausgabe der Family in die Hände bekommen, für die ich eine regelmäßige Kolumne schreibe. Als erstes lese ich immer diese, weil ich sofort mit der Kolumnen-Abgabe vergesse, was ich geschrieben habe. Das ist so ne Art Autoren-Alzheimer. Also lese ich meine neueste Kolumne und breche in brüllendes Gelächter aus. Echt jetzt? Ich jammere über Vorweihnachtsstress? Ich wünschte jetzt, ich HÄTTE Vorweihnachtsstress! Der wäre nämlich Wellness im Vergleich zum Baustress.
Als zweites bleibe ich am Artikel “Sprung ins Risiko” von Christian Rommert hängen. Diesen Beitrag lese ich ganz bis zum Ende, weil er eben so…..lesenswert ist. Der Autor schreibt über die Direktive, die uns so oft in christlichen Büchern und Predigten um die Ohren gehauen wird, dass wir unsere Komfortzone verlassen müssten. Rommert räumt auf mit der Vorstellung, dass damit immer der Sprung ins kalte Wasser gemeint ist….quasi als fromme Bewährungsprobe.
Das Leben ist in drei Bereiche aufgeteilt: Komfortzone, Panikzone und dazwischen die Lernzone. Die Lernzone ist die Zone, in der ich herausgefordert werde, Neues zu lernen, ohne überfordert und panisch zu werden.
Oh, dieser Denkansatz stößt bei mir auf offene Ohren!
Denn ich befinde mich tatsächlich seit drei Monaten meistens außerhalb meiner Komfortzone, selten in der Panikzone (außer nachts um drei Uhr) und meistens in der Lernzone. Wir haben einen riesigen Schritt ins Ungewisse gewagt und damit expandieren plötzlich Erfahrungen, implodiert Altbewährtes und wir lassen Gewohntes zurück. Nicht immer angenehm, aber im Rückblick erkenne ich bereits jetzt, was ich alles gelernt habe:
- Der Sonntag / Ruhetag ist absolut überlebensnotwendig! Burnout-Vorbeuger, Beziehungsheiler, Schlafschenker.
- Um Hilfe bitten, bevor ich das Gefühl habe zu zerbrechen. Und jede Hilfe annehmen, die mir angeboten wird. Ohne Ausnahme.
- Meinem Instinkt und Geschmack zu vertrauen.
- Wir können mit dem Unfertigen leben. Shalom / Friede ist nicht erst, wenn alles an seinem Platz ist, sondern in einem ruhigen Herz.
- Alles kostet mehr Zeit und Geld als geplant. Immer.
- Etwas Schönes mit der Familie unternehmen, auch wenn keine Zeit ist. Vorgestern, mitten im größten Putz-Chaos, schenkte ich Amelie einen kleinen Stadtbummel, den ich ihr seit Wochen versprochen hatte. Ich schob alle schreienden Verpflichtungen zur Seite, wir tranken im Cafe Kakao und kauften kleine Geschenke für Menschen, die uns wichtig sind.
- Sich sofort bei den neuen Nachbarn vorstellen.
- Kompromisse finden mit Ehemann, Kindern, Vermieter. Was nützt es mir, wenn ich meinen Kopf durchsetze, aber Beziehungen dadurch leiden?
- In mir steckt mehr, als ich je gedacht habe. Bisher war ich der festen Überzeugung, ich sei nicht stark belastbar. Das war tatsächlich eine Zeit lang so, aber aus dieser Situation bin ich, von mir selbst unbemerkt, hinausgewachsen.
- Meine Leidenschaften nicht vom Stress gänzlich auffressen lassen: Nähen, Lesen, Waldspaziergänge, Schreiben, Filme.
und…..10 a) Die nächste Komfortzone wird wieder kommen. Ganz sicher.
Ich freu mich über das Lebenszeichen, ich war schon ein paar mal auf deinem Blog weil ich neugierig war und dann hab ich mich auch ein bischen gesorgt. Es ist anstrengend und ich kann so mitfühlen, der Spagat zwischen der Freude an dem Neuen, aber auch manch schmerzliches Loslassen von altem lieb gewordenem, gepaart mit der Mühe und Arbeit der letzten Monate. Blogs sind ja manchmal auch seltsam, jemanden nicht zu kennen und doch wie durch einen Türspalt manches persönliche mit zu bekommen und dann plötzlich im Alltag unbekannter Weise an die Blogschreiberin zu denken, wie’ s wohl voran geht usw. Jedenfalls wünsche ich euch einen glanzvollen Einzug in euer neues Zuhause. Ich freu mich für Euch. Schutz und Segen für die letzten Tage, sie sind ja auch oft nochmals besonders, weil man nochmals was von dem zu Gesicht bekommt was man gelebt hat und einem in besonderer Weise schönes wiederfährt. Möge das so sein! Herzliche Grüße Dani
Liebe Dani, Danke für deine Worte!
Liebe Veronika 😃
Immer wieder danke für deine Ehrlichkeit, deine Offenheit und dein Teilen deiner Berge und Täler!
Sich über seinen eigenen Artikel kaputt lachen: wie süß 😃👍!
Deine Erfahrungen in der Lernzone machen mir Mut: auf mich kommt so eine Zone (Job-Wiedereinstieg 😌) zu und ich hoffe sehr, dass ich habe nicht allzu oft in der Panikzone verharre und auch stärker bin, als ich mir oft zutraue.
Sich für die wichtigen, ❤-Dinge immer die Zeit nehmen, damit man nicht innerlich verdurstet: das ist bestimmt das Wichtigste! Danke für dein Erinnern und das man beim Lesen ermutigt wird, weil: wir sind (Gott sei Dank!) nicht allein mit all dem und das Teilen (bzw. das Wissen, dass da draußen noch viel mehr sind, denen es so geht) gibt schon so viel Kraft 😃💕👍!
Viel Kraft für den Endspurt und gaaaanz viel Gelassenheit und gute Nerven!
Liebe Grüße, Debby 😃👋
Liebe Veronika,
Nun seid ihr mittendrin im Umzug, viel Erfolg dabei! Und danke für die 10 Dinge, die nicht nur für Umbruchszeiten, sondern für den Alltag im Allgemeinen gelten, finde ich. Ich freue mich sehr, auch aus dem neuen Haus wieder von dir zu lesen und tolle Fotos zu sehen!