Erledigt ist besser als perfekt

img_5238_edited-1img_5241_edited-1Gerade komme ich aus dem Baumarkt wieder. Bin ein bisschen sehr viel ärmer als vorher. Aber dafür habe ich nun eine Kundenkarte und bin Premiumkunde. Außerdem weiß ich jetzt was ein Siphon ist. Mein Mann ist arg stolz auf mich.

Nach nur 10 Tagen Umbau bin ich sowas von im Eimer! Von früh bis spät renne, koordiniere, verwalte, koche ich. Ich habe Monate, MONATE damit zugebracht habe, mein Traumbad, meine Traumküche, mein Traumhaus zu planen. Und jetzt? Jetzt geh ich schnell auf Amazon, klicke ein paar Armaturen an, überfliege die Rezensionen und zack, ab damit in den Warenkorb. “Passen die auch zusammen?” fragt Armin besorgt, der eigentlich schon wieder aus der Tür ist, um seine Millionen von Kabeln zu ziehen. “Is mir wurscht,” murmele ich, “erledigt ist besser als perfekt”. Und dann klicke ich auf Bezahlen.

Letzte Woche rief mich eine alte Freundin an (Also, sie ist nicht direkt alt – aber wir kennen uns schon eine Ewigkeit). Wir telefonieren nur alle paar Jahre miteinander, obwohl ich sie furchtbar gern hab. “Merk dir eins Vroni,” riet sie mir am Telefon, “done is better than perfect (erledigt ist besser als perfekt).” Ich wollte widersprechen, denn wenn ich mit so einer Haltung an den Umbau gehe, ist nachher alles irgendwie…..0815. Und sieht voll nach Baumarkt aus.

Aber innerhalb der letzten Woche ist das zu meinem Leitspruch geworden: Done is better than perfect. Das ist für mich der einzige Weg um nach einem Tag voll Millionen Fragen nicht komplett gaga zu werden: “Was sollen wir machen, Schatz: Kalk- oder Gipsputz? Wo sollen die Steckdosen hin? Welcher Spiegelschrank soll ins Bad? Wie dick soll die Arbeitsplatte werden? Wie hoch ist die Energieeffizienz des Kühlschranks? Muss das wirklich so ein Hochleistungs-Backofen sein (JAAAA!!)”

Jede Nacht wache mit ich mit Herzrasen um 4 Uhr auf. Drehe mich auf die andere Seite und schlafe nicht mehr ein. Im Kopf erstelle ich tausend Listen. Und dann denke ich an den Garten. Ach ja, da sind ja noch 900 qm Wildnis, die gezähmt werden müssen. Gegen halb fünf stehe ich auf und mache mir Kaffee. Leise, um nicht meinen Schwiegervater zu wecken, der gerade bei uns wohnt und die Bauleitung übernommen hat (ohne ihn wären wir total aufgeschmissen).

Wie ich diese Zeit überlebe? Ich habe mir eine Notverordnung erteilt und mein Leben auf zwei Bereiche reduziert: Umbau und Kinder. Selbst meine heimlichen Ränke gegen D. Trump müssen warten. Es dauert ja nicht ewig. Oder? ODER????? (Damit meine ich den Umbau UND die Legislaturperiode).

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Auf dem Dachboden habe ich unter einem Gerümpelhaufen ein antikes Kinderbett gefunden. Josefine ist ganz heiß drauf und ich hab noch einen (schönen) Punkt auf meiner To-Do-Liste…

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Wir dürfen auch das Vergnügen nicht vergessen! Was war das für ein Winter – so voll mit Glitzerschnee und zugefrorenen Seen und dem Geräusch von Schlittschuhkufen.

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11 Kommentare zu „Erledigt ist besser als perfekt

  1. Eislaufen – ich fass es nicht! Ich habe gefühlt seit Jahren keinen richtigen Winter mehr erlebt, zumindest seit ich in Dortmund lebe. Großstadt halt.
    Dass mit der Kundenkarte ist sehr schlau, wir haben erst nach der Renovierung (also Tapezieren und Löcher zuspachteln) von popeligen zwei Zimmern und 100 Einkäufen im Baumarkt gemerkt, dass es sich gelohnt hätte. Aber wir waren ja daten-überwach-paranoid. (Wusstest Du, dass man sich über das Muster von Rauhfasertapeten streiten kann?) Ich beneide Dich glühend um das Eigenheim in schöner Landschaft. Irgendwann (vermutlich erst, wenn ich in Rente bin), ziehe ich auch wieder in den Süden. Wo man die Uhrzeit richtig sagen darf….
    Gute Nerven und trotzdem viel Spaß beim Umbau!
    Liebe Grüße,
    Cordula

  2. Denk dran, es ist nur ein Haus…du brauchst es nicht in den Himmel mitzunehmen. Klar möchte man es sich schön machen hier, aber manches geht auch noch, wenn ihr eingezogen seit.
    Menschen die Innen schön sind, tragen das automatisch nach Aussen, also keine Panik, wenn auch mal was nicht perfekt ist, kann man es sich auch noch nach dem Einzug schön machen…..
    die Worte fallen mir heute leicht, da ich erfahren habe, mit was man alles leben kann, wenn man
    ein altes Haus renoviert und umbaut. Wir hatten ein Jahr lang im unteren Bad keinen Strom,
    und die ersten Monate lagen unsere Ehebettmatratzen im Wohnzimmer, weil das Schlafzimmer
    noch nicht rechtzeitig fertig wurde….ich hatte jeden Morgen Rückenweh und bin froh, dass ich nachts die Toilettenschüssel getroffen habe….und dann denke ich an die Lehmhütten in Lesotho,
    die ich gesehen habe….dann wird alles wieder geerdeter….Hab Mut …..es geht vorbei…
    und wie ich dich einschätze wird es sehr sehr schön.

    1. Danke liebe Sandra für deine wertvollen Worte! Ich muss mich wieder und wieder von meinen Vorstellungen verabschieden und mehr im Hier und Jetzt mit allen Stolpersteinen das Leben wertschätzen.

  3. Wenn ihr ein paar Freunde habt, die mit anpacken, werdet ihr auf jeden Fall schneller mit dem Haus fertig als Donald Trump mit dem Rest der Welt.
    Um es mit Christina zu sagen: haltet den Sabbat ein.
    Ehrlich, ihr habt nix davon, wenn ihr bis Ultimo arbeitet.
    (Und du hast nix davon, gegen den POTUS Ränke zu schmieden. Ärger dich nicht über ihn. Das bringt auch nix, außer Falten und ein wütendes, schweres Herz.)

  4. Hihi, das ist das Lebensmotto des Gatten. Und ich habe mich ihm schon vor Jahren angeschlossen, blieb mir gar nichts anderes übrig. Sonst hätte ich auch keine fünf Kinder.
    Passt übrigens auf und in nahezu allen Lebensbereichen (Haushalt!Schule!Hausumbau!!) und nur so bleibt Raum für Kreativität. Viel Erfolg, gute Nerven und vor allem Freude beim Schaffen

  5. Liebe Vroni
    ich kenne das Bau- Fieber

    #bei unserem Bau war ich wie getrieben von dem Wunsch das Haus nicht 08/15 zu machen. Es war sogar Angst vor dem Getuschel ” das Haus der Diekmanns ist aber auch nix Besonderes!”.

    Ich hab irgendwann die Wohnblogs zu geklappt und meine Vorstellungen geschreddert und mein Bauchgefühl als Stilberater neu aktiviert.
    In unserem Haus ist erschreckend viel 08/15: die Fußleisten, die güstigsten Armaturen, die unrenovierten Türen und Treppenhäuser (aus Geldmangel). Bei einigen Dingen war ich stur: Parkett in der Küche, keine Tapete nur Putz, graue Topküche, klare Bäde mit so-wneig-wie-möglich-Fliesen
    Dann passierte das Wunder: wir machen unsere Haus zu dem Juwel. Unsere Freie Wand über dem Klavier, die als Moon Board dient, das billige Parkett, das wir gern verkratzen, dmait es zum haus passt, die alte Industrielampen aus der Toskana…

    Du hast Stil- wie Sau- viel Davon. Sei gewisst: es wird toll

    Feier jeden Syphon, jede Spachtelmasse, jeden satten Bauhelfer, jede gefüllte Mülltüte, jede Kafferkanne. Feier- selbst mit deinen microdünnen Baunerven- denn du rockst es.

  6. Liebe Frau Smoor!
    Erst einmal ein herzliches Dankeschön für ihren Blog und vor allem auch für ihre Bücher. Ich bin total begeistert davon! Habe selber fünf Töchter und kann mich in so vielen ihrer Texte wiederfinden, auch wenn meine Älteste schon 20 und meine Jüngste jetzt 7 ist. Die Sache mit dem Heiligen Alltag ist ja so wahr – und ihr persönlicher Alltag ist meinem so viel näher als der Alltag des hl. Benedikt;-)- ein Mönchsleben ist halt doch ganz anders. Von Hausumbauten und Baustellen kann ich ein Lied singen, derzeit ist bei uns das Bad dran und es folgt noch einiges. Das (sehr österreichische 😉 Motto meines Gatten, nämlich:” Schau ma amoi, dann segn(sehen) ma(wir) schon” ist da bei mir nicht immer ganz hilfreich…..Die Küchenrenovierung vor drei Jahren hat mich wirklich auch an meine Grenzen gebracht. So wünsch ich ihnen von Herzen, dass alles so einigermaßen planmäßig verläuft…. “Eredigt ist besser als perfekt” ist ein super Motto!!! Ganz liebe Grüße aus Österreich und weiterhin alles Gute!

  7. Unser Nachbar sagt gern (mit Blick auf unsere Version der Villa Kunterbunt) zu meinem Mann :”Altes Haus, junge Frau, da hast du immer was zu tun.” Und mein Mann findet das tröstlich:-)

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