Ich komme gerade gar nicht so zum Schreiben wie ich es gerne täte. Unausgegorene Ideen und Gedanken wabern durch meinen Kopf, wollen heraus, aber ersticken unterwegs in einem Nebel aus Müdigkeit.
Jeden Morgen wache ich eine Stunde vor dem Weckerklingeln auf. Wirklich, genau eine Stunde! Nicht 65 Minuten. Nicht 55 Minuten. Genau 60 Minuten vorher. Meine innere Uhr treibt grausame Scherze mit mir und lacht sich tot, wenn ich mich mit kleinen Schweinsäuglein und blassem Teint durch den Tag schleppe.
Mein Leben ist gerade vollgepackt bis obenhin. Und trotzdem schmuggle ich heimlich noch einige Punkte auf meine To-Do-Liste, die ich vielleicht mal bis Mitte Juni abgearbeitet haben werde. In Wirklichkeit also nie.
Heute war ein Tag, an dem es alle zwei Minuten “MAMA!!” durchs Haus schallte. Die Apokalypse stand also alle zwei Minuten kurz bevor und verzweifelte Mädchen riefen nach ihrem letzten Rettungsanker, dem Held der Stunde, dem tapferen Ritter in glänzender Rüstung. Mama. Ich kam zu nichts.
Ich war ein Ritter von trauriger Gestalt, der müde zwischen Ess- und Kinderzimmer hin- und her eierte. Wie die neue Seilbahn, die die Kinder heute bekamen und sofort in Betrieb genommen haben. Hin und her. Her und hin. Ohne Pause. Die Seilbahn hat zwei entzückende kleine Körbchen, das Holz ist hell und ohne Gebrauchsspuren, die Winden laufen quietschfrei und wie geschmiert.
Als ich vorhin nochmal durchs Kinderzimmer ging, blieb ich wortwörtlich in der Seilbahn hängen. Die Körbchen waren schwer bepackt mit Puppen und Miniatur-Geschirr und Täschchen und anderem Kram. Sie hingen so stark durch, dass sie nicht mehr vorwärts kamen. Ich hatte heute meinen Kindern erklärt: “Jedes Mal, wenn ihr dem Körbchen etwas hinzufügt, müsst ihr erst etwas rausnehmen. So bleibt die Seilbahn nicht stecken.”
Ich spüre die letzten Tage, dass auch ich mein Leben entleeren muss. Mal wieder. Alle paar Monate komme ich genau zu dem Stillstand, an dem mein Lebenskorb zu voll ist und ich in Versuchung komme, noch mehr reinzupacken. Aber erst muss einiges raus.
Meine hohen Ansprüche an mich: RAUS!
Zuviel Zeit im Internet: RAUS!
Mich in Details verlieren: RAUS!
Zuviel Konsum: RAUS!
Stundenlange Telefonate: RAUS!
Fensterputzen: RAUS!
Terminanfragen: RAUS!
Zuviel darüber grübeln, was andere von mir denken: RAUS!
Stattdessen fülle ich meinen Lebenskorb mit fröhlicher Gelassenheit. Mit Ausflügen in die Natur. Mit dem Zusammensein lieber Freunde und meinem Mann. Mit Spielen. Mit Gärtnern. Mit unverplanten Stunden.
Dann nimmt mein Leben wieder Fahrt auf. Quietschend und eiernd und stotternd. So ist es halt, mein geliebtes, geschenktes Leben. Welches ich nicht nur mit dem Abarbeiten von Pflichten verbringen will…
Hallo Veronika,
so ähnlich habe ich mich die Woche auch gefühlt,nur sind meine Kinder schon groß.Trotzdem sind und bleiben wir die Rettungsanker.Gute Idee mit dem Körbe entleeren,bin auch gerade dabei.Zum Glück bekommen wir Hilfe von ganz oben dabei,unserem lieben Herrn und Heiland.
“Kommt her alle,die ihr mühselig und beladen seid.”
Wünsche dir viel Kraft und gutes Gelingen beim Abladen.
Liebe Grüße Pippi