“You can kiss your family and friends good-bye and put miles between you, but at the same time you carry them with you in your heart, your mind, your stomach, because you do not just live in a world but a world lives in you.”
Frederick Buechner
Ich liege mit Josefine im Bett. Der Abwasch steht in der Küche und ich spüre, wie er leise an mir zerrt. Mein Kind legt seinen Kopf in die Mulde zwischen meinem Kinn und Schulter. Noch eine Minute. Sie atmet tief ein. “Endlich rieche ich wieder meine Mama.” Ein Augenblick wie ein kostbarer Juwel.
Mein Magen dreht sich um, Übelkeit steigt in Spiralen auf. Ich denke an eine Freundin von mir, eine lebenslustige Mutter von zwei kleinen Mädchen. Sie ist vorgestern aus dem Leben gerissen worden. Einfach so. Die eine Sekunde war sie noch da. In der anderen Sekunde tot. Zwei kleine Mädchen werden nie wieder den tröstenden Ur-Duft ihrer Mama einatmen können. Da, wo ihre Mutter vorgestern noch war, klafft heute eine unfülllbare Lücke.
In den letzten Monaten werde ich immer wieder mit Todesfällen im Bekannten- und Freundeskreis konfrontiert. Ich beweine alle Verluste. Ich verstehe Gottes Wege nicht. Aber ich verstehe, dass das Leben – dieses simple Leben heute – ein Geschenk ist. Kostbar. Zerbrechlich.
Heute morgen habe ich meine Kinder und meinen Mann nicht gehetzt. Ich habe Josefine Zeit gelassen, in aller Ruhe ein Spielzeug für den Mitbring-Tag auszuwählen. Ich habe meine Große extra lange an mich gedrückt. Meinen Mann habe ich mit einer richtigen Umarmung verabschiedet, anstatt mit einem flüchtigen Kuss.
Mein Blick öffnet sich für die Wahrheit des Lebens: Ich kann nichts halten. Ich kann nur meine Hände öffnen. Loslassen. Emfpangen. Alles aus Gottes Hand.
Oh wow – solche Begebenheiten machen mir wieder bewußt, was für ein Geschenk wir jeden Tag genießen dürfen. Viel Kraft wünsche ich Dir und Gottes schützende Hand!
Ich hab es gestern schon auf fb gelesen, fühle mit dir, mit der Familie und weiß genau, wie du dich jetzt fühlst. Oft frage ich mich, warum immer erst solche Dinge passieren müssen, damit wir wieder inne halten. Es ist wie beim “geblitzt werden”. Eine Weile fährt man wieder langsam, bis die Erinnerung verblasst. Es ist genauso wie du schreibst, wir können NICHTS halten, nur die Liebe im Herzen.
Danke für deine Worte, Heike!
Hallo,
Ich fühle gerade wenn auch in abgeschwächter Form aehnlich. In meinem engeren und auch weiteren Umfeld gibt es gehaeuft Faelle von Brustkrebs. Einige davon junge Muetter, die Ihre Babys noch gestillt haben. Dann andere Fälle von Krebserkrankungen in der Nachbarschaft. Passender Weise habe ich gerade ‘Sonntags bei Sophie’ gelesen, eine Frau in den 40gern hat Krebs, wird bald Sterben und trifft sich mit ihren zwei Freundinnen jeden Sonntag mit der Auflage das Leben zu genießen und den Krebs draussen zu lassen.
Es wird mir so klar wie wichtig jeder Tag ist, auch ein 7. Januar. Ein trüber Arbeitstag mitten im Winter. Es gibt so viel für das man Dankbar sein kann. Genau das habe ich gestern meinem Mann gesagt
– dass ich Ihn getroffen habe
– dass wir zwei großartige Kinder haben
– dass wir eine schöne Wohnung haben
– dass wir wieder gesund sind (harmlose Grippe!!)
– dass wir noch 25 schöne langweilige Januartage vor uns haben
-dass heute die Vögel gezwitschert haben
usw.
Ich konnte gar nicht mehr aufhören. Gerade im Bewusstsein, dass das Leben kurz ist und nicht immer ein Kinderspiel, möchte ich versuchen für jeden Moment mit meiner Familie und meinen Freunden dankbar zu sein. Mir wurde klar, was wir für ein tolles Leben führen können. In Frieden, ohne Hunger, nicht allein.
Mia
Ich sehe das genauso. Danke Mia für deinen gedankenvollen Kommentar!