Mein armer, vernachlässigter Blog.
Die armen, vernachlässigten Leser, die jeden Tag hoffnungsvoll hier rein klicken und immer noch den öden Kobolds-Beitrag vom letzten Mal sehen.
Irgendwie komme ich zurzeit weniger zum Schreiben als sonst. Das Frühjahr hat sich nicht zögernd herangetastet wie sonst. Es hat uns buchstäblich überrollt mit seiner sonnenscheinigen Laune und unserem Lebensrhythmus ein neues Tempo vorgegeben. Sobald die Temperaturen über 10 Grad klettern, trudeln die ersten Buchungen für Foto-Shootings ein. Und so stand meine Kamera in den letzten Wochen selten still. Der Garten zupfte auch ungeduldig an meinem Ärmel. Ich träumte nachts davon, dass ich die Aussaat verpassen würde und wir so dieses Jahr ohne Rucola, Tomaten und Kohlrabi dastehen würde. Ein Ding der absoluten Unmöglichkeit.
Das Blumenbeet legte ein noch höheres Tempo als ich vor. In rasender Geschwindigkeit wechselten sich Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen und Tulpen ab. Wenn das so weitergeht, blühen im Mai die Astern. Die Kinder jagen und schreien und toben jeden Tag durch unsere Gartenwildnis. Aufgeschlagene Knie gibt es wieder inklusive.
Heute morgen bei einem Frauenfrühstück behauptete ich kühn: “Ich finde es total geil, Mutter zu sein.” Ja, angesichts aufgeschlagener Knie, Sandspuren auf dem frisch geputzten Boden, Dutzender Windeltrips zu dm, Heultage nach den Entbindungen, tiefster Erschöpfung, nächtlicher Beruhigungsversuche, Koliken, etc. bin ich einfach gerne Mutter. Nicht trotzdem. Sondern genau deswegen. Als ich Mutter wurde, habe ich Zerbruch erfahren. Alles war auf den Kopf gestellt: meine Gefühle, mein Körper, meine Ehe, meine Zeit. Es gab eigentlich kein “mein” mehr. Und dann folgten all die Herausforderungen. Sie haben mich geformt, mich gelehrt, dass es etwas Wichtigeres und Größeres außerhalb von “mein” gibt. Dank meines Mutterseins lerne ich eine Form der Selbstlosigkeit, die nichts mit Märtyertum zu tun hat. Nach dem Zerbruch hat mich Gott dank all der herausfordernden Zeiten zu etwas Neuem geformt. Er ist immer noch nicht fertig damit, glaubt mir. Aber ich gewinne eine Ahnung davon, dass mein Glück nicht darin liegt, dass mein Leben ohne Schwierigkeiten verläuft und meine Bedürfnisse gestillt sind. Mein Glück liegt außerhalb davon: an einem Ort, wo ich selbstlose Liebe übe, hinfalle, heule, mir aufhelfen lasse und lerne, mein Herz weit aufzureißen.
Ein Hoch also auf die harten Nächte. Auf Müdigkeit und Wassereinlagerungen. Auf Hausaufgaben-Krisen und Schwangerschafts-Streifen.