Für mich ist die Zeit zwischen Weihnachten und Silvester eine sehr besondere. Pflichten fallen (fast) weg, es ist völlig ok den ganzen Tag im Schlafanzug zu verbringen, wir haben Zeit zum Lesen, Schreiben, Sport machen, Fotografieren, Nähen, Spielen. Nichts drängt, nichts fordert. Alles darf. Nichts muss.
Heute morgen schnürte ich brummig meine Jogging-Schuhe. Das Weihnachtsessen war üppig und die Abende vor dem Fernseher mit Wein und Nüssen gehen auch nicht spurlos an mir vorüber. Nach den ersten Schritten atmete ich tief durch und ließ die Gedanken an mir vorüberziehen, ohne einen richtig greifen zu können. Also fegte ich die Gedankenfetzen weg und konzentrierte mich lieber darauf, nicht im verschlammten Feldweg zu versinken.
Jetzt sitze ich zu Hause, genieße den Tag mit einer Tasse Pumpkin Spice Kaffee (danke an meine Sis, die mal wieder bei den Amis shoppen war) und denke an das nächste Jahr. Seltsam, dass ich Silvester immer als Zäsur empfinde, obwohl der Tag rational betrachtet ein Tag wie jeder andere ist. Aber ich bin an den Rhythmus der Jahreszeiten gewöhnt. Jede Zeit hat ihr eigenes Feeling, ihre eigene Stimme. Und die Stimme des Jahreswechsels fordert mich auf, nach vorne zu blicken, alte Pläne zu überprüfen, vielleicht auch über Bord zu werfen und Neues in mein Blickfeld zu rücken. Silvester kann so vieles bewirken: neue Vorsätze, neue Motivation, neue Ideen. Es ist, als würde ich mit einem hoffnungsvollen Seufzer eine Seite in einem Buch umblättern und die folgende Seite ist blütenweiß rein und leer. Da juckt es mich in den Fingern, neues zu schaffen! Aber eines kann Silvester nicht: einen neuen Menschen aus mir machen. Denn im Grunde sehne ich mich danach, dass der Jahreswechsel mich in mein dünneres, intelligenteres, wacheres, gesünderes, aktiveres Ich verwandelt. Diesen Glauben an das “Ab-morgen-wird-alles-anders” habe ich begraben. Auf dem Friedhof der guten Vorsätzef liegen übrigens auch mein Wunschgewicht von 60 Kilo und mein Plan ein Plus-Size-Model zu werden.
Was soll also auf die neuen Lebens-Seiten 2014, die so leer und verheißungsvoll vor mir liegen?
- Viele gute Bücher
- Reisen (Barcelona und Israel stehen ganz oben auf der Liste)
- Gute, heilende Worte sprechen
- Lernen, öfters mal die Klappe zu halten
- Weiterhin den einfachen Lebensstil pflegen
- Mehr selber machen
- Ganz viel Platz für Freunde
- Schreiben und Fotografieren
- Gute Musik
- Einwecken lernen
- Viel Tischgemeinschaft
- Mehr gutes, wohlportioniertes, gesundes Essen
- Weniger Zucker
- Bewegung mit und ohne Kinder
- Zeit in der Gemeinde
- In Gottes Gegenwart ruhen
- Meine Kinder glücklich aufwachsen sehen
- Mit Armin gute Erinnerungen schaffen
Das alles wird auf den leeren Seiten Platz finden, neben Versagen, langweiliger Routine, Scheitern, depressiven Tagen, Versagen und…Versagen. Am Ende des Jahres (und jeden Tages) wartet für mich ein großer Radiergummi, der das Versagen und Schuldig werden auslöscht. Und dann kann ich mit neuem Mut weitergehen, in dem Wissen, dass ich kein anderer Mensch werde, aber immer wieder neu anfangen darf.