Seit Monaten schlich ich um einen Prospekt herum. Nahm ihn in die Hand, griff fast zum Hörer und ließ die Hand wieder sinken. Aber diese Woche hab ich’s getan: einen kurzfristigen Termin bei der Kosmetik. Eigentlich bin ich für solche Sachen zu geizig und investiere unser Geld lieber in Bücher, Bio-Lebensmittel und Handtaschen. Aber heute habe ich in mich selbst investiert. In eine Stunde völlig sinnloses Herumliegen, Gepeelt-und Gecremt-werden. Es war herrlich dekadent. Während die Kosmetikerin meine “empfindliche Winterhaut” traktierte, wurden meine Gedanken immer leiser. Mein System fuhr runter. Und hinterher war ich nicht nur die gepflegteste Person im Umkreis von fünf Kilometern, sondern auch die entspannteste. Ich glaub, ich bin den ganzen Tag mit einem dämlichen Dauergrinsen durch die Gegend gestolpert…Und heute abend hatte ich tatsächlich noch die Kraft und Gelassenheit auf die Ängste und Nöte meiner Kinder einzugehen.
Zeit für mich. Jaaaaaaaa, dieses Mantra wird uns Müttern ständig um die Ohren gehauen: Nimm dir Zeit für dich. Mach das, was dir gut tut. Blablabla. Meistens tu ich es nicht, denn ich habe das Gefühl, diese kurzen Zeit-Oasen tanken mich nicht wirklich auf. Oder bin ich innerlich zu getrieben, um in meinen Auszeiten runterzufahren?
Gerade in der Vorweihnachtszeit geraten wir in die Mühle von Erwartungen, Hektik, übervollem Terminkalender, Krankheiten. Wir putzen die Nasen unserer Kinder, lernen mit ihnen für die letzten Prüfungen vor den Ferien, planen die Festlichkeiten und balancieren über familiäre Minenfelder. Wir machen uns Gedanken und kaufen Geschenke. Und wir verlieren uns ganz schnell im Sorgen und Denken und Tun für andere.
Du und ich sind ein Geschenk für unsere Familien (vielleicht ein wenig angeschlagen und kaputt – trotzdem wertvoll).
Also sag ich dir heute: mach dir noch vor Weihnachten selbst ein Geschenk. Lass das ganze Geschenkpapier liegen, drück das Baby jemandem in die Arme, stell den Putzeimer weg, lass den Partner auf die Kinder aufpassen.
Und dann tu das, worauf du wirklich Lust hast (und nicht das, von du meinst, du solltest es mal wieder tun!). Plan diese Zeit vor Weihnachten ein und nicht erst dann, wenn alles andere erledigt ist.
- Mit der Freundin ins Kino
- Eine Runde durch den Wald laufen
- Zum Friseur gehen
- Alte Dias anschauen
- Dich allein ins Cafe setzen
- Tanzen gehen
- Im Buchladen stöbern
- Tagebuch schreiben
- Dich in eine Kirche setzen und der Ruhe zuhören
- Ein Konzert besuchen
- Einen Weihnachtsfilm-Marathon veranstalten
Oder hast du einen Kreativ-Fimmel wie ich und fühlst dich am glücklichsten, wenn du mit den Händen arbeiten kannst? Wenn meine Hände längere Zeit nichts herstellen können, dann werde ich unruhig. Gestern erwischte mich diese Unruhe volle Breitseite. Ich ließ mich von einer meiner Lieblingsbloggerinnen inspirieren und goss noch kurz vor dem Abendessen mit meinen Kindern Kerzen.
Aus ein paar alten Kaffeetassen vom Flohmarkt, Wachsresten, die ich Keller lagere und Dochten entstanden diese Kerzen. Ich fühlte mich ganz wunderbar: mein kreatives Monster war gefüttert. Darüber Hinaus konnte ich etwas Altes in Neues verwandeln und habe ein paar nette kleine Last-Minute-Geschenke.
Omis altes Kaffeeservice. Zu schade für den Polterabend, oder?
Das Wachs schmelze ich in einem alten Emaille-Topf, der im Wasserbad hängt. Ich füge immer gerne Reste von Duftkerzen hinzu!
Die Kinder langweilten sich und sie wurden selbst kreativ.
Das Ergebnis. Herrlich altmodisch und macht sich prima als Mitbringsel….