Aufatmen im Advent – Einfach schenken

IMG_4382Die schönsten Geschenke, die ich zu Weihnachten erhalten habe? Der Playmobil-Traktor mit 4 Jahren. Die Puppenstube mit 7 Jahren. Ein irischer Roman mit 22 Jahren. Ein Baby mit 34 Jahren. Heute habe ich mich gefragt, warum wir überhaupt zu Weihnachten Geschenke machen. Ich kam schnell auf zwei Antworten:  Erstens: Gott hat uns mit seiner Menschwerdung das größte Geschenk überhaupt gemacht und unser Schenken soll ein Symbol dieser Liebe sein. Zweitens: Ich erfahre in meinem Leben soviel Zuwendung und Segen, dass ich ein wenig davon weiterreichen will.

Ich liebe es, andere zu beschenken. Und natürlich auch selbst welche zu erhalten. Auch meine Kinder stehen auf Geschenke. Aber in den letzten Jahren habe ich folgende Beobachtung gemacht: Je mehr wir bekommen, desto weniger können wir die einzelne Aufmerksamkeit wirklich wertschätzen. Wer kennt sie nicht, die Geschenkaufreißorgie an Geburtstagen und Weihnachten? Manchmal erkenne ich vor lauter Geschenken die Gabe, die Liebe und den Schenkenden nicht mehr.  Dann ist es ein Zuviel. Dann habe ich das Gefühl zu ersticken.

Wie  können wir also besser mit der Schenkerei an Weihnachten umgehen und vor allem das Zuviel vermeiden? Wie können wir zurück zu einem einfachen Fest, an dem wir die Gabe, den Geber und die Liebe, die dahinter steht, wertschätzen?

Wie können wir unseren Kindern fast vergessene Werte wie Bescheidenheit, Dankbarkeit und Großzügigkeit gerade an den großen Festen vermitteln, ohne dass der Spaß zu kurz kommt?

Ich habe keine allgemein gültige Antwort. Aber Ansätze, die wir immer mehr in unser Familienleben integrieren wollen. Hier meine sieben Tipps:

  1. Einfach schenken  – Die Verwandtschaft
    Unsere Bitte an die Verwandtschaft lautet: „Bitte nur ein Geschenk pro Kind, keine Süßigkeiten, nichts Großes, etwas Sinnvolles.“
    Ich weiß, das kann heikel sein. Aber letzten Endes ist mir der Seelenfrieden unserer Familie wichtiger als der der Oma oder Schwester. Wir geben Geschenkewünsche weiter und führen eine Wunschliste auf amazon. Ganz klar gehen wir auf die Wünsche unserer Mädchen ein, aber immer auch mit der kleinen Einschränkung, dass das Christkind nicht immer alle Wünsche erfüllt.
  2. Einfach schenken – Geschenkideen
    Am liebsten verschenken wir Dinge, die den Geist anregen, das Hobby fördern oder sich „verbrauchen“ lassen. Billiges Plastikspielzeug, sinnloser Nippes und das 15. Kuscheltier stehen weit unten auf der Liste.
    Ganz konkret: Amelie will nächstes Jahr unbedingt ein kleines Gartenbeet haben. Also hab ich ihrer Patin vorgeschlagen, ihr ein kleines Gärtnerset und Saatgut zu schenken. Weitere Geschenkideen für Groß und Klein:
    – Zeitschriften – Abos (die kann man dann im nächsten Jahr einfach verlängern lassen)
    – Schöne Strickwolle für Strickwütige, Stoff für Nähbegeisterte, Saatgut für Gärtner, teures Olivenöl für Köche
    – Kosmetik
    – Kleine selbst gemachte Fotoalben mit Erinnerungen
    – Esspaket für Großfamilien
    – Eintrittskarten fürs Konzert, Zirkus, Kino
    -schön illustrierte Bücher
  3. Einfach schenken – Die Liste
    Weihnachten kommt immer schneller als man denkt. Deshalb führe ich das ganze Jahr über ein Hängeregister mit dem Vermerk Geschenke. Sobald mir eine Idee kommt oder ein Hinweis auf einen Wunsch fällt, notiere ich sie. Kataloge wandern bei mir meistens sofort in den Müll, um nicht in Versuchung zu geraten. Manchmal blättere ich sie vorher durch auf der Suche nach Ideen und schneide mir aus, was sich als Geschenk gut eignen könnte. Das wandert ebenfalls in mein Hängeregister.  Am Ende habe ich eine schöne Sammlung, die mir den Geschenkekauf wesentlich erleichtert.
  4. Einfach schenken – Back to the (shopping-) roots
    Gestern las ich in der Zeit einen beunruhigenden Artikel über die Arbeitsbedigungen bei DHL und Co. Und wenn ich dann höre, dass Amazon demnächst seine Artikel per Drohnen ausliefern lassen will, wird mir ganz übel. Zurück zu einem einfacheren Lebensstil bedeutet nicht unbedingt bequemer. Ich möchte in Zukunft den easy-peasy Amazon-Klick weniger betätigen und die Händler in meiner unmittelbaren Umgebung unterstützen.
  5. Einfach schenken – Einfache Verpackung
    Am liebsten verpacken wir unsere Geschenke in ödes, braunes Packpapier, das wir mit Stempeln aufmotzen. Unsere Mädchen lieben es, mit Sternenstempeln das Papier zu traktieren. Ein buntes Geschenkband und ein Anhänger dazu. Fertig ist ein individuell und schön verhülltes Geschenk.
  6. Einfach schenken – Weniger ist mehr
    Das kann man leider nur mit kleineren Kindern machen: Geschenke unauffällig verschwinden lassen. Ich habe einen großen Überseekoffer im Keller, angefüllt mit Spielsachen, die ich regelmäßig gegen andere im Kinderzimmer austausche. Wie groß ist die Freude, wenn ich im Februar plötzlich ein Puzzle hervorzaubere, das an Weihnachten völlig untergegangen wäre!
  7. Einfach schenken – Weitergeben
    Vorweihnachtszeit ist Ausmist-Zeit. Spielzeug, Kleidung und Küchengeräte werden durchgesehen und ausrangiert. Gute Sachen schenke ich weiter oder gebe sie an eine Behinderten-Einrichtung. Der Rest wandert entweder in die Mülltonne oder in den Altkleider-Container.Meine Kinder können noch gar nicht begreifen, dass sie unfassbar privilegiert sind. Und dass andere Menschen gar nicht in der Form wie wir Weihnachten feiern können. Ich will ihren Blick weiten und ihr Mitgefühl formen. Natürlich können wir nicht die ganze Not der Welt lindern. Aber wir können Mini-Schritte tun. Weihnachten im Schuhkarton ist ein guter Anfang. Oft frage ich einfach bei der örtlichen Diakonie an, was sie in der Weihnachtszeit besonders benötigen.  Manchmal sind das selbst gebackene Plätzchen für Obdachlose. Oder Geschenke für mittellose Familien. Dieses Jahr liegen mir besonders Flüchtlinge am Herz. Wenn wir uns engagieren, wird das Auswirkungen auf unsere Kinder haben.

    Ich bin neugierig: Wie haltet Ihr es mit Geschenken? Was sind Eure bewährten Tipps, um das Fest einfach zu halten?

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