Die erste Woche fast ohne Internet ist rum. Die ersten Tage fühlte ich mich kribbelig, unruhig. Mir fehlte etwas. Ich schlich um den Laptop herum, öffnete meinen Browser in der Hoffnung, dass die Sperre vielleicht doch nicht sperrt. Pustekuchen. Sie sperrte wie ein Gefängniswärter in Stuttgart-Stammheim.
Aber seit drei Tagen fühle ich eine eklatante Veränderung. Ich fühle mich frei, ruhiger, lebendiger. Die Technik beherrscht mich nicht mehr. Sondern ich beherrsche sie. Die Tage haben einen ruhigeren Ablauf, nichts lenkt mich vom Wesentlichen ab. Ich nehme wieder viel mehr Dinge wahr. Manchmal stehe ich einfach nur am Fenster, schaue den Schneeflocken zu und lasse Gedanken wandern. Die münden dann oft in ein kurzes Gebet. Da ist ganz viel Danke dabei. Und Bitten für Menschen, die mir plötzlich in den Sinn kommen.
Jetzt stehen die Adventswochenenden vor der Tür. Und damit Weihnachtsmärkte und Geschenke-Shopping. Ich liebe Weihnachtsmärkte. Und wir werden auch dieses Jahr zwei oder drei besuchen. Aber da zerren auch viel Rummel, Menschenmassen, Lärm, Produktflut an unseren Nerven und gieren nach unserer Aufmerksamkeit.
Hier eine Alternative zum Weihnachtsmarkt:
Waldspaziergang.
Klingt total einfallslos, ist bei uns aber ein ganz großer Hit. Zumindest sobald die anfängliche Fußlahmheit verflogen ist, die vor allem bei unserer Jüngsten extrem ausgeprägt ist. Man könnte meinen, sie braucht demnächst eine Gehhilfe. Aber sobald wir den Weg verlassen und uns durchs Unterholz schlagen, macht Begeisterung der Müdigkeit Platz.
Wir bauen nämlich Eichhörnchen-Häuser. Manchmal auch Feen-Unterkünfte. Die Kinder suchen alte bemooste Baumstümpfe und fangen sofort an, Material zusammenzutragen. Aus Zweigen bauen wir das Grundgerüst, was dann mit Moos bedeckt wird. Die Inneneinrichtung besteht aus Blättern, Schneckenhäusern, Tischchen, Stühlen, Betten und was ein Eichhörnchen halt noch so alles braucht.
Gestern hatte ich zufällig eine Kerze dabei. Die steckte ich in den Baumstumpf und zündete sie an. Das war pure Magie: die winterliche Stille des Waldes, der Duft nach verrottendem Laub und Moos, die roten Backen der Kinder und ihre leuchtenden Augen, das aufgeregte Suchen nach Baumaterial.
Wir kamen glücklicher nach Hause als vom Weihnachtsmarkt (da sind wir meistens überfressen, genervt und glühweinbeschwipst). Die Mädchen wollten noch in Ruhe malen, ich bereitete das Abendessen vor, während draußen die Dunkelheit hereinbrach. Da lag eine friedliche Ruhe über dem Haus, von der ich mir wünsche, dass sie den Advent über anhält.