Ich gehe als Mutter an meine Grenzen und manchmal ein Stückchen darüber hinaus. Bis es weh tut. Bis es so weh tut, dass ich am liebsten schreien und um mich schlagen will. Dann schäme ich mich dafür, dass es manchmal so anstrengend und frustrierend ist. Ich will, dass es mir leicht von der Hand geht. Aber das tut es nur an bestimmten Tagen. Ihr wisst schon: dann, wenn ich ausgeschlafen bin und der Terminkalender leer ist und die Mädchen gut gelaunt sind und mein Mann mir zur Begrüßung am Morgen einen Kuss gibt und wenn mir die Waage wohlgesonnen ist. Und dann gibt es die Tage, an denen das alles nicht so ist. Die Stimmung hängt in Schräglage und ich auch. An solchen Tagen befällt mich die Angst, dass meine Kinder später Tausende von Euro in Psychotherapien stecken müssen, weil ich ihnen nicht zugehört und mich im Klo eingesperrt und ihnen frittierte Fischstäbchen vorgesetzt und ihnen genervte Antworten gegeben und sie angemotzt habe. An solchen Tagen tut Muttersein weh und führt mir vor Augen, wie fehlbar ich trotz allerbester Absichten bin und wie sehr auch ich – so unfassbar wie das klingt! – versage. Dann brauche am Ende des Tages, wenn ich müde ins Bett sinke, Gnade. Gnade für mich selbst. Für meine Kinder. Für meinen Mann. Und am nächsten Morgen stehe ich mit neuer Hoffnung und neuem Mut auf. Das liebe ich am Muttersein. Es gibt immer noch einen neuen Tag, einen neuen Anfang, neue Hoffnung.
Die letzte Woche war hart und anstrengend. Ich habe viele Nachtstunden gearbeitet. Die Tage verliefen nicht immer wie geplant. Ich musste viele Streits schlichten, viele Tränen abwischen, viel zuhören – mit zusammengebissenen Zähnen. Die letzte Woche hat Muttersein weh getan. Und heute am Muttertag will ich mir neu bewusst machen, warum ich gerne Mama bin.
Darum:
Ich darf diese zwei kleinen Menschen fürs Leben anleiten und beobachten, wie sich ihre Persönlichkeiten formen. Und wie sich ihre Beziehung zueinander formt: von stürmischen Umarmungen bis hin zu hässlichen Auseinandersetzungen. In ihrer Liebe füreinander darf alles Platz haben….
Ich vermisse Spieleabende mit alten Freunden, die weit weg gezogen sind. Aber nun ist Amelie in einem Alter, wo sie ein ernsthafter Gegner in Memory und anderen Spielen geworden ist. Manchmal muss ich sie fast nötigen, mit mir ein Spiel zu spielen. Dann lässt sie sich mit einem seufzendem “Na gut Mama” dazu herab…
Ein gerade aufgewachtes Kind. Muss ich mehr sagen?
Ihre Neugier ist grenzenlos und will alles erforschen. Nachbars Traktor, Marienkäfer und Gewitterhimmel.
Weil die Persönlichkeit meiner Kinder ist, wie sie ist. Amelie ist keine Prinzessin. Sie ist eine vorsichtige Welteneroberin, die auf Bäume klettert, aus der Ferne beobachtet und Jungs rumkommandiert.
Nach einem Frühstück mit Kindern scheint ein Tornado über den Tisch gebraust zu sein. Früher war ordentlicher. Heute ist es laut, chaotisch, marmeladenverschmiert und voller Leben.
Wenn meine Kinder neue Freundschaften schließen und staunend die Welt entdecken, laufe ich ein paar Meter hinter ihnen, mein Herz voll und die Kamera im Anschlag.
Weil ich nicht nur Mutter bin, sondern auch Ehefrau, Freundin, Tochter, Nachbarin und Teilzeit-Depp.
Weil ich gerne Puppengeschirr, Retrospielzeug und Mädchenhaarspangen einkaufe…
Wenn die Mädchen in ihr Spiel vertieft sind – und das sind sie mitunter stundenlang – habe ich endlich wieder Zeit zum Lesen…
Bücher, die aktuell auf meinem Nachtisch liegen….
Weil ich meinen Kindern gerne neue Dinge beibringe. Heute: Spaghetti-Essen mit Stäbchen.
Mein Muttertags-Geschenk. Ich konnte heute früh vor lauter Rührung gar nicht aufstehen!
Und am Ende eines Tages mache ich es mir gemütlich. Zünde ein paar Kerzen an. Lass mich auf die Couch fallen und übe mich in Gnade. Mir selbst gegenüber. Meinen Kindern und meinem Mann gegenüber. Morgen ist ein neuer Tag. Ein hoffentlich guter Tag…
Herrlich! Vielen Dank für diesen wunderschönen Beitrag und die tollen Fotos.
Dein Beitrag hat mein Herz getroffen, denn es empfindet oft genau so. Danke für die Worte und die Fotos!
DANKE!!! Ich liebe deinen Blog! Es tut mir so gut hier zu lesen!
Liebste Grüße,
Hanna
Hallo liebe Hanna,
deinen Blog mag ich auch sehr gerne – deinen Stil finde ich sehr inspirierend 🙂 Freue mich immer auf neue Posts!
Liebe Grüße
Veronika