Als wir für dieses Haus vor fast fünf Jahren den Mietvertrag unterschrieben, wussten wir noch nichts von unseren Untermietern: Unkraut. Oder euphemistisch ausgedrückt: Wildkräuter. Hinter unserem hässlichen grünen Haus befindet sich unser Garten mit einer Wiese, die so groß ist wie eine kleine Kuhweide. Der Wiese habe ich ein Stück Land für ein großes Gemüsebeet und ein Kräuterbeet abgetrotzt. Am Zaun, bei den Brennesseln, wachsen unsere tapferen Himbeeren. Und unter der großen Weide haben Rutsche und Sandkasten Platz gefunden. Ich bin immer noch Neuling unter den Gärtnern. Ich mach das mit dem Kompost völlig falsch. Statt lockeren Humus habe ich verfaulten Grasabfall. Und mein Blumenbeet besitzt nichts von der Ordnung der nachbarlichen Rabatten. Da tummeln sich Vergissmeinnicht neben Katzenminze und Taglilien neben Ringelblumen und Klatschmohn zwischen Margeriten. Vielleicht habe ich eine neue Form des Gärtnerns erfunden: Freestyle Gardening!
Freestyle ist auch unsere Wiese. Gras? Fehlanzeige. Moos? Yes. Löwenzahn? Oh yes! Wildkräuter? En masse. Ich fühle mich bedrängt. Nicht unbedingt von dem wuchernden Unkraut. Sondern von anderen Gärten, in denen ein Grashalm neben dem anderen steht – wie kleine Soldaten. Oder von Kommentaren, ob wir denn nicht mal dem Moos und dem Unkraut zu Leibe rücken wollen. Nö, eigentlich mag ich ja unseren Garten wie er ist. Teils aus Faulheit und teils aus Trotz lasse ich mein Unkraut wuchern. Und natürlich auch aus Eigennutz. Denn jedes Jahr, wenn der erste Löwenzahn sein gelbes Köpfchen öffnet, stehe ich bereit mit Kochtopf und Sammelkorb. Dann koche ich Löwenzahnsirup. Der ist in unserem Haus heiß geliebt auf Brot, Pfannkuchen und im Tee.
Und das restliche “Unkraut”? Das kommt ebenfalls in den Kochtopf. Als Wildkräutersuppe. Selbst mein Mann, ein echter Fleisch-Kartoffel-Vertreter, fährt voll auf die Suppe ab.
Heute morgen hab ich mir ein bisschen Brennesseln, Zitronenmelisse und Frauenmantel gepflückt und mir daraus einen Tee gekocht. Fühl mich fit und außerdem befreit von den monatlichen Regelschmerzen. Wunderbar!
Ich schätze mein Unkraut, es hat für mich einen großen Wert. Das, was andernorts als lästig und hässlich bekämpft wird, hält bei mir Einzug in Blumenvasen, Honiggläsern, Kochtöpfen und auf dem Tisch.
Hier mein Rezept für
Löwenzahnsirup:
300 Löwenzahnblüten
2 Kilo Zucker
3 in Scheiben geschnittene Zitronen (unbehandelt)
Die 300 Löwenzahnblüten in der Mittagssonne pflücken und mit 1 Liter Wasser sowie den Zitronen eine halbe Stunde lang kochen. Danach den Sud durch ein Tuch oder ein feines Sieb abseihen. Anschließend die Flüssigkeit mit dem Zucker zwei bis drei Stunden köcheln lassen. Möglichst wenig rühren, wenn der Zucker aufgelöst ist, sonst schäumt es leicht über. Wenn der Sirup eine dunkle, bernsteinfarbene Tönung erreicht hat, ist er fertig. Am besten, man macht eine Gelierprobe. Der Sirup sollte die Konsistenz von Honig haben. Anschließend in Gläser füllen und zuschrauben.
Wildkräutersuppe
Wildkräuter verlesen, waschen und abtropfen lassen. Im Suppentopf 3 EL Butter bei mittlerer Hitze aufschäumen lassen, das Mehl einrühren und hellgelb anrösten. Unter Rühren die Brühe aufgießen und offen bei schwacher Hitze ca. 10 Min. sanft kochen lassen.
Hallo !
Danke für die Rezepte. Die werde ich mir speichern. Ich mag den Garten auch lieber ein wenig wild romantischer, als das es einen Zierrasen oder ganz eingeengte Blumenbeete geben müsste. Versteht auch nicht jeder.
Ich will keinen vertikutierten Rasen haben 🙂
Liebe Grüße
Andrea
Hallo Andrea,
man spart sich ne Menge Arbeit, gell? Und ein unperfekter Garten hat halt auch seinen Reiz…..
Viel Spaß beim Nachkochen!
Liebe Grüße
Veronika
Danke dir, werde bei Gelegenheit meine Kids losschicken und abgezählte Löwenzahnblüten einfordern. Bin gespannt ob ichs hinbekomme.
Grüßl Janet
Vielen Dank für die tollen Rezepte. Vor allem den Löwenzahnsirup werde ich sicherlich ausprobieren, denn unsere Wiese (als Sportrasen ursprünglich gesät) besteht überwiegend aus Moos und Löwenzahn. Soviel Löwenzahn, dass selbst Nachbars Hase gar nicht auf unsere Wiese dürfte, sonst würde wohl Durchfall die Folge sein. Ein paar Grashalme haben sie aber auch auf unserer Wiese verirrt.
Isst man den Löwenzahnsirup ähnlich wie Rübenkraut aufs Brot?
LG Daniela
Hallo Daniela,
Danke erstmal für deinen Kommentar! Obwohl ich diese Woche soviel Löwenzahn gesammelt habe, sieht man null Unterschied zu vorher. Die Wiese ist immer noch gelb. Aber ich mag’s 🙂
Ja, den Sirup isst man wie Rübenkraut!
LG
Veronika