Ich weiß nicht, wie es euch geht.
Aber bei mir kann sich eine irritierende Kleinigkeit zu einem großen Ärgernis entwickeln. Wie eine Lawine, die vielleicht harmlos anfängt, aber dann immer mehr Schnee vor sich herschiebt, bis sie alles überdeckt und erstickt, was eigentlich lebenswert und schön ist.
Unsere Wiese irritiert mich zum Beispiel. Nun, sie ist keine Wiese mehr im üblichen Sinne, sondern ein gigantisches Moosbett. Jedesmal, wenn mein Blick unseren Garten streift, bleibe ich am Moos hängen. Ärgere mich. Denke an die Mühe, die es machen wird, das dämliche Ding zu vertikutieren. Ich sehe nicht mehr die Hyazinthen, die blühende Weide oder meine lachenden Kinder, die kreischend die Rutsche wieder in Betrieb nehmen.
Oder eine kritische Email irritiert mich. Der Absender hatte nicht vor, mich persönlich anzugreifen. Er wollte mir lediglich einen Verbesserungsvorschlag zu unserer Jugendarbeit machen. Aber was passiert in meinem Kopfkino? Ich stelle mich in Frage. Werte mich ab, möchte den ganzen Laden am liebsten hinschmeißen und mich mit einer Tasse heißen Chai ins Bett verkriechen und dort für immer schmollen.
Die beste Medizin gegen solche Lawinen ist Dankbarkeit. Sie hilft mir einen Schritt zurückzugehen und mein Problem aus der Distanz anzusehen. Durch die Brille der Dankbarkeit schrumpfen manche Sorgen, Ärgernisse und vermeintliche Probleme. Ich will damit echte Probleme und Nöte nicht schönreden. Aber in meinem Leben ist es so, dass 97% meiner schlechten Laune und Traurigkeiten von Nichtigkeiten ausgelöst werden. Ich gebe diesen Nichtigkeiten zuviel Raum in meinem Leben bis sie alles überlagern.
Deshalb heute mal wieder eine Dankbarkeitsliste – in keiner besonderen Reihenfolge.
Ich bin dankbar für
-diesen sauteuren Chai, der mir jeden Nachmittag versüßt
– für Schlaf. Ja, Leute, es gibt ein Leben nach den durchwachten Nächten!! Seit drei Wochen kann ich wieder richtig gut schlafen. Meine Kinder schlafen zwar schon seit längerem durch, ich musste mich aber erst mal wieder ans richtige Schlafen gewöhnen. Ich fühle mich wie neugeboren (außer heute – bin gestern zu spät ins Bett…).
– den Frühling!! Meine Weide blüht, es duftet nach fruchtbarer Erde und wir strecken unsere käsigen Beine in die Sonne. Früher mochte ich den Frühling nicht. Heute sehe ich in ihm ein Versprechen, dass alles neu wird, auch wenn man schon fast den Glauben daran verloren hat.
– den Artikel, den ich gerade zusammen mit meiner Freundin zusammen für die Family schreibe. Wir ackern uns durch das Thema Freundschaft, berühren schmerzhafte Punkte und redigieren, bis uns die Köpfe rauchen.
– für den Besuch bei meiner Familie in Sendelbach. Ich liebe meine Geschwister, auch wenn wir alle so unterschiedlich sind wie Feuer und Wasser. Es tat gut, mit ihnen zusammenzusitzen und sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen.
– für den Sitzsack, den ich gerade fürs Kinderzimmer nähe. Der Stoff lag schon seit einem halben Jahr bereit, aber immer wieder musste ich dieses Projekt hinausschieben. Ich freue mich schon auf den Augenblick, wenn meine Mädels darauf rumturnen, sich mit ihren Lieblingsbüchern und Mama hineinkuscheln.
Hallo Veronika, vielen Dank für diesen tollen Gedankenanstoß.. Hilft mir sehr für die kommende Woche.
beste Grüße aus dem hohen Norden,
Imke