Ich stehe der heutigen Challenge zwiegespalten gegenüber. Ich wehre mich meistens dagegen, mir ein Bild davon zu machen, wie und was meine Kinder später mal sein werden. Träume ich nämlich davon, dass sie erfolgreiche Yale-Absolventinnen mit exzellentem Mode- und Männergeschmack sind, werde ich am Boden zerschmettert sein, wenn sie sich für die Wurstfachverkäuferinnenkarriere und den Hartz-4-Empfänger von nebenan entscheiden.
Andererseits kann ich mich nicht dagegen wehren, Wünsche für meine Kinder zu haben. Die darf ich auch haben. Nur darf ich mich nicht an sie klammern und sie zur zukünftigen Lebensrealität meiner Kinder erklären. Dann bestimme ich meine Kinder anstatt ihnen die Wahlfreiheit zu lassen, was sie tatsächlich wollen.
Also, nach diesem Vorgeplänkel zur Challenge. Meine Wünsche für meine 25-jährigen Kinder sind:
1. Ich wünsche ihnen, dass sie ein gesundes Selbstwertgefühl haben und dieses nicht abhängig von der Zuneigung anderer Menschen machen. Sie sollen gute Beziehungen und heilende Freundschaften haben, die sie inspirieren und tragen.
2. Ich wünsche ihnen, dass sie gefährliche Frauen sind. Dass sie sich ihrer Kraft bewusst sind, etwas zu verändern und radikal-lebendig für Gott sind. Dass sie mit denen weinen, die leiden und für jene Fürsprecher sind, die selbst nicht sprechen können. Sie sollen allem Furcht einflößen, was ungerecht und böse ist auf dieser Welt.
3. Ich wünsche ihnen, dass sie ihre Stärken kennen und ihnen mit Leidenschaft nachgehen.
4. Ich wünsche ihnen, dass sie sich nicht von den Maßstäben der Welt leiten lassen.
5. Ich wünsche ihnen, dass sie dem Leben mit Humor und Kraft begegnen.
6. Ich wünsche ihnen, dass sie sich in ihrem Körper wohlfühlen und leidenschaftlich gerne essen.
Mit meiner eigentlichen Erziehung werde ich kaum etwas dazu beitragen können, aber ich kann Vorbild sein. Was heißt das konkret?
Ich kann sie in ihren Begabungen stärken und ermutigen.
Sie sollen von mir nie zu hören bekommen, dass ich meinen eigenen Körper ablehne, dass ich ihn irgendwie zu fett oder hässlich finde. Sie sollen nie von mir zu hören bekommen, dass ich sie in irgendeiner Art und Weise unschön finde oder dass sie mal eine Diät machen sollten.
Mit offenen Augen und Herzen durch die Welt gehen, das kann ich ihnen anbieten.
Ich kann sie ermutigen, sich nicht mit den gegenwärtigen Zuständen zufrieden zu geben. Sie sollen wissen, dass sie Macht besitzen, ihre eigene Situation und die anderer Menschen zu ändern.
Beim Schreiben formt sich gerade mehr und mehr ein wichtiger Gedanke heraus. Alles das, was ich mir für meine Mädchen wünsche, möchte ich selbst gerne sein….oder ich bin es schon in Ansätzen. In vielem fehlen mir der Mut, das Vertrauen….. Ich will diese (ureigenen) Wünsche nicht auf meine Kinder projizieren. Ich will sie selbst leben und damit Vorbild sein.
Meine Kinder dürfen dann später selbst gerne entscheiden. Egal, ob sie Wurstfachverkäuferin mit Hartz-4-Freund sind oder nicht. Hauptsache, sie sind gefährlich.