Mütter-Challenge {Tag 9 – Heute erinnere ich mich, wie ich mich als Dreijährige gefühlt habe}

Mit der Erinnerung ist das so eine Sache. Sie ist tückisch. Die Erinnerung an meine frühe Kindheit ist eine Mischung aus kurzen Bilderfetzen, Träumen, Gerüchen und Ängsten.

Ich sehe mich an einem Tag im Kindergarten. Die Erzieherinnen sind gerade in der Küche beschäftigt. Wir Kinder sitzen auf unseren Plätzen und basteln oder essen oder bohren in der Nase oder was man halt so im Kindergarten tut. Die Abwesenheit von Erwachsenen beunruhigt mich. Mein Herz schlägt schneller und urplötzlich überfällt mich die Panik, dass die Erzieherinnen verschwunden sein könnten. Ebenso wie unsere Eltern. Ich kann dieses Gefühl noch heute heraufbeschwören. Es war so real für mich. Es ängstigte mich zu Tode. Vielleicht lag es daran, dass ich vorher eine Woche im Krankenhaus war. Damals waren die Besuchszeiten sehr rigide und kinderfeindlich. Meine Mutter kam mich jeden Tag eine Stunde besuchen. Ansonsten war ich auf die Krankenschwestern angewiesen, die in meiner Erinnerung grobknochige, böse Wesen waren, denen wir Kinder mit unseren Leistenbrüchen, Blinddärmen und Lungenentzündungen furchtbar zur Last fielen.

Was kann diese Erinnerung für mich als Mutter heute bedeuten? Ich weiß zwar, dass meine Große schon sehr selbständig ist und auch ohne Probleme im Kindergarten, bei Babysittern und den Großeltern bleibt. Aber ich möchte meinen Kindern mit jedem Atemzug versichern, dass wir da sind. Dass wir sie beschützen (hoffentlich glauben sie noch eine Weile, dass wir Eltern allmächtig sind!). Und dass ich mir die Leute genau anschaue, in deren Obhut ich sie gebe. Ich werde nicht immer da sein können, wenn sie Schmerzen und Angst erleben. Ich kann nicht alle Scherben auflesen und wieder zusammensetzen.

Aber ich kann trösten, fragen, zuhören, ermutigen und in den Arm nehmen.

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