Meine Herkunftsfamilie vermehrt sich fast jährlich. Rein rechnerisch hat sich der Baers-Clan seit dem Jahr 1962 um das 11,5fache vergrößert (Ehepartner miteingeschlossen)! Und heute Nacht ist das neueste Mitglied hinzugestoßen. Meine “kleine” Schwester (von klein kann mit 34 Jahren nicht mehr die Rede sein…) hat ihr zweites Kind bekommen. Ich habe genauso mitgezittert wie damals vor zehn Jahren, als sie ihre erste Tochter bekam. Um 17:15 Uhr telefonierten wir miteinander, während sie am Wehenschreiber hing und hoffnungsvoll auf die Ankunft ihrer kleinen Mia wartete. Wehen kommen alle sieben Minuten. Na prima, dachte ich. Dann kann es höchstens noch vier Stunden dauern. Oder acht.
Ab diesem Zeitpunkt ließ ich mein Handy nicht mehr aus den Augen. Selbst wenn ich nur mal kurz aufs Klo ging, hechtete ich hinterher zum Telefon und überprüfte es auf Anrufe oder SMS. Aber das Display leuchtete mir stets leer und dumpf entgegen. Hmpf! Die nervösen Schmetterlinge flogen in meiner Magengegend Kamikaze. Als Ablenkungsmanöver dienten mir Bananen-Rhabarber-Muffins, eilige Notrufgebete, alte Folgen von “The Office” und Kissenschlachten mit meinem Liebsten. Müde davon schleppte ich mich schon um 21 Uhr ins Bett. Sorry, liebste Schwester, gerne hätte ich länger am Telefon gewacht. Aber du wirst selbst in Kürze erleben, dass die Müdigkeitskeule dich abends spätestens um 19 Uhr erwischt. Quasi zu dem Zeitpunkt, als wir früher aufstanden um uns fürs PP aufzubrezeln und vorzuglühen. Die Zeiten haben sich ein bisschen geändert….
Nichtsdestotrotz befand ich mich die ganze Nacht lang in höchster Alarmbereitschaft. Zur Abwechslung war ich jedes Mal ganz erfreut, als Josefine mich aus dem Schlaf riss, um sich eine Nachtmahlzeit einzuverleiben. Denn anschließend trottete ich zum Handy, dessen Display aber nur weiterhin öde Leere anzeigte. Mein Gefühl sagte mir: Doro, reiß dich am Riemen, das ist ne lange Geburt!
So war es dann auch! Früh um halb sieben erfuhr ich – natürlich ganz zeitgemäß via Facebook – dass meine Nichte Mia um 4:41 Uhr das Licht der Welt erblickt hat. Endlich hat mein Finchen eine Cousine in ihrem Alter. Ich sehe die beiden schon im Sandkasten gemeinsam spielen, und wie sie sich gegen ihre größeren Cousinen und Geschwister verschwören, wie sie dann später einmal die New-Yorker- und Pimpkie-Filialen unsicher machen auf der Suche nach diesen total angesagten Retro-Nullerjahre-Skinny-Jeans.
Jaja, an seinen Kindern sieht man, wie schnell die Zeit verfliegt. Das klingt abgedroschen. Aber es IST so! Und in letzter Zeit entdecke ich sogar die ersten grauen Haare. Nein, nicht bei meiner Mutter. Sondern bei mir.
Egal. Heute wird sich gefreut! Und gefeiert. Zu Mias Ehren werden wir heute unsere zweite Flasche Cava aus meiner Barceloneser Lieblingsbar köpfen. Prost!