Acrylkitsch

Ich muss mich jetzt schon seit ca. 14 Stunden furchtbar aufregen. Und möchte hier kurz Dampf ablassen.

Also, wir saßen gestern völlig unschuldig beim Frühstück, als ich die glorreiche Idee hatte, zum Montmartre Flair nach Bad Wimpfen zu fahren. Das ist ein Künstlermarkt. Zeichnungen, Gemälde, Fotografien, Skulpturen, Handarbeiten, Schmuck – alles das hatte ich vor meinem inneren Auge. Aber schon alleine der hochtrabende, anmaßende Name “Montmartre Flair” hätte mir Warnung Nr. 1 sein sollen. War es aber nicht, und so brachen wir mit Kind und Kunsthunger auf nach Bad Wimpfen. Warnung Nr. 2: Wir fanden SOFORT eine Parkplatz in Altstadtnähe. Wir freuten uns immer noch. Warnung Nr. 3: Bratwurstduft und Technobeats empfingen uns. Nun, der Weg zur Kunst und Bildung ist manchmal hart und steinig. Weiter gings.

Die ersten Stände: Acrylbilder.

Gut, dachte ich. Lass uns erstmal ein Bio-Eis essen. Danach wird es sicherlich interessanter und vielseitiger.

Die nächsten Stände. Grauenerregende Acrylbilder. Mit Diddlmotiven. Mit Afrikamotiven. Mit Blumenmotiven.

 

“VHS-Möchtegern-Kunst” schnaubte Armin verächtlich.

 

Zur Abwechslung waren einzelne Aquarelle darunter verstreut. Auf denen war die Toskana zu sehen. Oder Bad Wimpfen. Oder noch mehr Afrikaner unter der brennenden Sonne des schwarzen Kontinents.

Gibt es auf dieser Welt nur fünf Malvorlagen???? Afrika, Sonnenblumen, nackte Frauenhintern, Herzen und Buddhas?????

 

Und diese uuuuh…aaaaah…ich kann es nur unter Schmerzen aussprechen….Kunst konnte auch käuflich erworben werden. Nur dass ich auf dem ganzen Markt kein abgewickeltes Geschäft beobachten konnte. Kein Wunder. Dieses dilletantische, 5-Klässler-Geschmiere würde höchstens als Zierde für den Heizungsraum im Keller dienen. Und dafür hab ich ja Amelie, die mich spätestens ab dem Kindergartenalter mit Bildern überhäufen wird. Aber auf denen werden dann Lilifee, Pferde und Häuser zu sehen sein.

Tatsächlich bestand der Montmartre Flair aus zu 90 Prozent Acrylbilderständen, dazwischen zwei wirklich professionale Fotoausstellungen und ein paar sehr wenige Kunsthandwerker. Ich glaube, die Verkäufer (aka Künstler) gingen an dem Tag genauso enttäuscht nach Hause wie das Publikum. Schade.

Veröffentlicht unter Kunst.

Kommentar verfassen