LANGEWEILE! Ich kann es kaum fassen. Nach Monaten, in denen ich immer unter Strom stand, ist mir nun der Saft abgedreht worden. Aber anstatt das Geschenk der vielen freien Zeit zu schätzen, walzt mich mein schlechtes Gewissen platt und klagt mich an: “Was hängst du auf der Couch rum? Lesen? Das ist keine richtige Beschäftigung! Wisch lieber den Staub von den Schränken (hab ich schon gemacht!), näh den Knopf an Armins Mantel an, damit er nicht ständig in seiner peinlichen Skijacke zur Arbeit gehen muss, poliere Schwiegermutters Tafelsilber, lass deine Tetanusimpfung auffrischen, mach IRGENDETWAS Produktives.” Last meines preußisch-schlesischen Erbes: Entspannung nur in einer gewissen Anspannung ertragen zu können.
Aber dafür habe seit Silvester schon zwei Bücher durch – das dritte und vierte werden parallel gelesen. Die ersten zwei waren Volltreffer, was mir nicht oft passiert:
1. Die Bibel und Ich. Ein New Yorker Journalist beschließt ein Jahr lang ALLE Gesetze der Bibel zu befolgen (derer da nicht wenige sind, was selbst bibelferne Menschen wissen). Es ist einerseits zum Brüllen komisch (z.B. als er einen Sabbatbrecher steinigen soll – und er am Sonntag zu Avis geht, um einem Mitarbeiter ein paar Kieselsteine auf die Füße fallen zu lassen). Andererseits liefert es interessante Hintergrundinfos (von denen ich aber nicht sicher bin, inwiefern sie seriös und vorurteilsfrei sind) und regt zum Selberforschen in der Bibel an.
Wer weiß z.B. dass es eine Gemeinde in den USA gibt, die während ihres Gottesdienstes Giftschlangen im Raum freilässt (die sog. Snakehandlers)? Das sind Christen, die folgende Bibelstelle wörtlich nehmen: “Die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie Teufel austreiben, mit neuen Zungen reden, Schlangen vertreiben; und so sie etwas Tödliches trinken, wird’s ihnen nicht schaden; auf die Kranken werden sie die Hände legen, so wird es besser mit ihnen werden.” (Markus 16,18)
Ach ja, und in besagter Gemeinde soll angeblich auch Strychnin konsumiert werden. Die Welt ist bunter als ich dachte….
2. Die Chemie des Todes. Ein Thriller, den ich nicht mehr aus der Hand gelegt habe. Danke Chrissi: das Buch IST ekliger als die Kopf-im-Topf-Geschichte.
Bin dankbar für weitere Buchtipps, damit ich die winterliche Langeweile überbrücken kann und mich weiterhin ums Staubwischen drücken kann.